Riechstoff: Wassermännlichkeit

Jeder, der auch nur entfernt mit markanten maskulinen Parfumwogen der Achtzigerjahre vertraut ist, weiß in etwa, was er sich unter einer „marinen Brise“ vorzustellen hat.

Jeder, der auch nur entfernt mit markanten maskulinen Parfumwogen der Achtzigerjahre vertraut ist, und, wegen des ungebrochenen Erfolgs dieser Vogue, im Grunde auch jeder, der schon ein bis zwei kommerziell erfolgreiche Herrendüfte der letzten zwanzig Jahre beschnuppert hat, weiß in etwa, was er sich unter einer „marinen Brise“ oder „aquatischen Note“ vorzustellen hat. Die genredefinierende Vorreiterrolle spielte Davidoffs „Cool Water“, lanciert 1988 und getragen von einer salzig-frischen Impression. Letztere wiederum ist überraschenderweise (nun ja) nicht liebevoll extrahierten Ozeantropfen oder dergleichen geschuldet, sondern einem rein synthetischen Riechstoff namens Calone, der von dem Pharmagiganten Pfizer 1966 patentiert wurde. Calone oder etwas eng Verwandtes kommt wohl auch in dem neuen Männerduft „Forever Sailing“ von Moschino großzügig zum Einsatz. Das Ergebnis ist überaus marin-maskulin und zwar in wenig überraschender, doch auch nicht unangenehmer Weise.  Badewannenkapitäne dürften freundlich reagieren. Ebenso wie auf die letzte Erweiterung der „Luna Rossa“-Männerduftkollektion von Prada, die immerhin nach einem von dem Luxuskonzern gesponserten Jachtsyndikat benannt ist. Wie der ursprüngliche „Luna Rossa“-Duft ist die „Extreme“-Version dankenswerterweise keine aufsprühbare Gischtwolke, vielmehr umwölkt sich der Prada-Seemann mit Würzig-Warmem: eine abstrakte Ode an das Segelboot sozusagen, und eher jahreszeitenkompatibel als der Gedanke an sich wild türmende Wellenberge.

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