Body Shaming: Mehr Essstörungen bei Wiener Mädchen

Social-Media-Plattformen setzen Kinder und Jugendliche enormem Druck aus: Dort sind Beleidigungen an der Tagesordnung. Schamgefühl und Essstörungen sind die Folge. Die Stadt Wien plant eine Gegenkampagne.

Die Zahl der Essstörungen bei Mädchen in Wien hat zuletzt zugenommen. Eine Ursache für die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper liegt im sogenannten Body Shaming, also beleidigenden Äußerungen in von Jugendlichen häufig benutzten Social-Media-Kanälen wie Facebook oder Instagram. Die Stadt will nun mit einer neuen Kampagne jungen Frauen zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen.

Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sprach am Montag in einer Pressekonferenz von "alarmierenden Zahlen". Laut jüngstem Wiener Gleichstellungsmonitor wurden 2015 361 Frauen und 49 Männer in Spitälern wegen Essstörungen behandelt. Aufgrund zahlreicher nicht behandelter Krankheitsbilder dürfte die Dunkelziffer noch um einiges höher liegen. Außerdem: Die Hälfte der unter- und normalgewichtigen Mädchen finden ihren Körper "gerade richtig", 38 Prozent halten sich für zu dick.

Soziale Medien als Vermittler von unrealistischen Schönheitsidealen

Waren es früher vor allem Models und Stars in einschlägigen Magazinen oder auf Plakaten, die unrealistische Schönheitsideale transportiert hätten, habe sich der Fokus inzwischen auf soziale Medien verlagert. Dort werde man als Normalbürger ununterbrochen Bewertungen ausgesetzt, berichtete Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit.

Das setzt die Jugendlichen unter Druck: Gemäß einer beauftragten Studie unter 171 Teenagern gaben mehr als die Hälfte (52 Prozent) an, dass herabwürdigende oder beleidigende Foto-Kommentare häufig vorkämen - sowohl in Bezug auf Gewicht als auch in Hinsicht auf die Art der Selbstdarstellung. Glaubt man der Umfrage, reagieren Mädchen darauf sensibler als Burschen.

Nur etwas wert, "wenn man fesch und fit ist"

"Body Shaming ist bei den 15- bis 19-Jährigen tief verankert", sagte Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung. Der Nachwuchs leite hier allerdings auch Beobachtungen aus der Erwachsenenwelt ab, wo das Motto den Ton angebe: "In unserer Gesellschaft ist man nur dann etwas wert, wenn man fesch und fit ist. Ansonsten ist man unten durch." Wobei die "Magermodelästhetik und exzessives Sportverhalten" eher in bildungsnahen Schichten verbreitet sei. Bei Lehrlingen etwa gebe es eine etwas abgeklärtere Haltung. "Dicke Frauen sind hier ebenfalls igitt, aber etwas moderater: Hier geht es um straffen Bauch und fülligen Busen", erklärte Großegger.

Die Kampagne "Bauch, Beine, Pommes" soll Mädchen und jungen Frauen nun zu mehr Selbstbewusstsein im Zusammenhang mit ihrem eigenen Körper verhelfen. Drei Videos, die man möglichst intensiv auf diversen Kanälen verbreiten will, wurden vorerst produziert. Sie ahmen auf humorvolle Art und Weise die zahlreich im Netz kursierenden Fitness-Clips nach. Die "Lifestyle-Influencerinnen" Toni, Lisa und Alex zeigen dabei nicht nur einen äußerst entspannten Umgang mit ihrem Bauch und beispielsweise dem Verzehr von Schokolade, sondern nehmen auch die diversen absurden Körpertrends, die im Netz als Challenges kursieren, auf die Schaufel.

(APA)

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