Gleich-Gesichter

Mittels Contouring zeichnet man die Physiognomie neu: Uniformität und Symmetrie auf die Spitze getrieben.

Ein helles Dreieck unter den Augen, weiße Striche auf dem Nasenrücken, rund um den Haaransatz dunkle Kreise, ein Quadrat am Kinn und zwei breite Linien vom Mund zu den Ohren. Was zuerst wie eine Anleitung zum Kinderschminken klingt – in dem Fall soll das Ergebnis wohl ein Streifenhörnchen sein – ist in Wirklichkeit einer der Beauty-Trends schlechthin. Die Rede ist von Contouring. 27,4 Millionen Aufrufe auf Google, 955.900 Ergebnisse auf Insta­gram und 772.000 Videos auf YouTube beschäftigen sich mit diesem Thema.

Gemeißelte Gesichtszüge. Kein Wunder, immerhin kann man mit Contouring scheinbar alles ändern, was immer schon im Gesicht gestört hat. Die Stirn zu hoch, die Nase zu breit und das Kinn zu rund? Das ist noch lange kein Grund, den Schönheitschirurgen aufzusuchen. Die perfekten Gesichtszüge meißelt man sich jetzt mit Highlighter, Concealer sowie Foundation in verschiedenen Farben und Bronzingpuder. Dafür muss man das Spiel mit Licht und Schatten beherrschen. Dunkles tritt in den Hinter-, helles in den Vordergrund. Reality-Star Kim Kardashian ist wohl eine der bekanntesten Anwenderinnen der Schminktechnik, für die es einiges an Übung braucht, weshalb man neben genügend Zeit und den richtigen Produkten auch Ausdauer benötigt. Das entsprechende Know-how eignet man sich oftmals auf YouTube an. Erklärvideos zum richtigen Umgang mit Highlighter und Co. werden teilweise mehrere Millionen Mal angeklickt.



„Körper- und Gesichtsbemalungen sind eine Art der Körpergestaltung, und das gab es schon bei Urvölkern aus den verschiedensten Gründen, etwa als Kriegsbemalungen, für Rituale, aber auch zur Verschönerung“, weiß Make-up-Artist Sophie Chudzikowski. Sie steht dem Trend nicht nur positiv gegenüber. Denn während die einen davon sprechen, ihre Schokoladenseite hervorzuheben, sieht sie einen Gegentrend zur eigenständigen Schönheit. „Das starke Konturieren ersetzt die Individualität der eigenen Gesichtszüge, und das Nacheifern eines bestimmten Schönheitsideals sorgt für eine gewisse Gleichheit.“ Das Konturieren macht dabei auch vor dem Körper nicht halt. Ein üppigeres Dekolleté, definierte Beine und selbst der Nacken bleiben nicht verschont. Wirklich alltagstauglich ist das jedoch nicht. Im Fall von Hitze oder Feuchtigkeit färbt das Make-up schließlich allzu schnell die Kleidung ein.

Ein anderer Trend hat das Konturieren zumindest teilweise abgelöst: Strobing. Dabei geht es um den gezielten Einsatz von Highlights im Gesicht. Auf dunkle Nuancen wie beim Contouring wird hingegen verzichtet. Kim Kardashian – oder besser gesagt, ihr Visagist Mario Dedivanovic – weiß auch hier, wie es geht. Highlighter wird auf Wangen, Nasenrücken, über den Lippen und in der Augen-Innenseite aufgebracht. Und es wäre nicht Kim Kardashian, gäbe es davon kein Video-Tutorial. Über 7,5 Millionen Mal wurde die Anleitung bereits angeklickt.

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