Ein mit besonderer Inbrunst vom Fachpublikum beobachteter Antagonismus lässt in der Mode derzeit die Maisons Dior und Saint Laurent miteinander rivalisieren.
Da beide Marken auch mit neuen Düften vorstellig werden, bietet sich eine Ausweitung der Kampfzone geradezu an – Vorhang auf also für „Hypnotic Poison Eau secrète“ von Dior und „Manifesto“ von Yves Saint Laurent: Der Neuzuwachs der Dynastie der „Poison“-Variationen von Dior ist ungleich vorangehenden Varianten weniger pflaumig als vielmehr zitronig und eröffnet fast wie ein erfrischendes Eau de Cologne, ehe eine deutlich schwerere Sillage aus mediterranen Strandgefilden direkt in die Opernloge entführt.
Auf der anderen Seite wagt, was heutzutage ja eher selten ist, Yves Saint Laurent eine komplette Neulancierung (während übrigens die Modemarke in „Saint Laurent Paris“ umbenannt wurde, bleibt Kosmetiklizenznehmer L’Oréal dem ursprünglichen „Yves Saint Laurent“ bis auf Weiteres treu) . „Manifesto“ soll unzweifelhaft die Modewelt von Herrn Saint Laurent und nicht jene von Hedi Slimane zelebrieren, entsprechend „couturig“ ist die Duftkomposition, die anfangs fast marzipanig (dabei ohne Mandeln auskommend) und überaus köstlich, wie eine Pâtisserie-Fantasie anmutet. Von der Konditorei führt aber auch „Manifesto“in eine brokatene Loge, die vielleicht – ein Opernrund bietet ja bestimmt Platz für beide – direkt neben jener von der „Eau secrète“ angesiedelt ist.