Riechstoff: Knick in der Matratze

Mit ihrer Parfum-Kollektion begibt sich die Kosmetikerin Daniela Katzenberger in ihr angestammtes Element. Und erlaubt sich dabei auch ein wenig lexikalische Verwirrung.

Nachdem an dieser Stelle zuletzt ein zum Werbespot umfunktionierter Videoclip von Britney Spears besprochen wurde, ist die semantisch-olfaktorische Überleitung zu einem tatsächlichen Werbespot eigentlich nur die logische Folge. Weshalb, oh Wunder, im "Online-Schaufenster" auch einmal Daniela Katzenberger zu Ehren kommen darf.

Der Autor, der mit der berühmten TV-Blondine immerhin die Initialen teilt, muss eingangs freilich seine weitgehende Unvertrautheit mit diesem äußerst gut vermarkteten Entertainment-Phänomen gestehen. Relevante Trivia lassen sich glücklicherweise aber recht schnell rekonstruieren. Und so stellt sich auch heraus, dass die gelernte Kosmetikerin mit der Lancierung ihrer eigenen Parfumlinie (in Kooperation mit der deutschen Luxess-Group, die übrigens auch die Parfumlizenz von Dita von Teese betreut) ein Terrain betreten hat, auf dem sie sich eigentlich äußerst wohlfühlen sollte.

So ist es auch stimmig, dass der TV-Spot zu "Daniela Katzenberger in Love", so heißt ihr neuer, bereits der zweite, Duft, sozusagen auf inniges Gekuschel mit der Dame hinausläuft. Der Plot ist nicht sonderlich komplex: Frau Katzenberger besprüht sich verträumt mit "In Love" und rollt darob aus ihrem Prinzessinnenbettchen. Treffender als mit "Heiliger Bimbam" lässt sich so ein Missgeschick wohl nur schwer kommentieren.

Nun stellt sich freilich die Frage, ob der Spagat zwischen offenkundigem "aus dem Bett rollen" und der Catchphrase "Einfach umwerfend, meine Parfums" nicht ein bisschen gar kühn ist. Auch warum ein Duft bewirken sollte, dass eine Matratze schräg seitlich einknickt, ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen. 

Weil man ja aber nicht über die Maßen kleinlich sein sollte und sich der "Riechstoff" ohnehin in erster Linie für den geruchlichen Teil von Duftkompositionen interessiert, ist die Bettfederfrage an dieser Stelle nicht weiter zu erörtern.

Die Nase nämlich darf sich auf eine durchaus erfreuliche Überraschung einstellen. Will heißen: "In Love" ist nicht das süßliche Bonbonparfum, das es in Anbetracht des Marketingkonzeptes vielleicht sein könnte. Wir bewegen uns hier im Bereich der "wohlschmeckenden", mundenden Gourmand-Parfums, auch etwas Biskottiges ist detektierbar.

Ein Verwandtheitsverhältnis mit erfolgreichen Mitbewerbern aus dem Süßspeisen-Segment ist nicht abzustreiten, und dass der Flakon eine frappierende Ähnlichkeit zu den Erzeugnissen einer bekannten Lifestyle-Marke aufweist, ist geradezu kühn.

Und trotzdem gilt: Vielleicht nicht gerade umwerfend, aberdoch auch keineswegs unerträglich.

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