Die Tuberose polarisiert. Und doch gibt es durchaus interessante Kreationen.
Es gibt wohl gefälligere Gewächse als die Tuberose, so es um deren parfümistische Interpretationen geht. Das konnte der parfumtestende Journalist nicht zuletzt an den gemischt ausfallenden Reaktionen seiner feinnäsigen Kollegenschar ablesen. Alles in allem lässt sich resümieren: Die Tuberose polarisiert. Und doch gibt es, weil einige anspruchsvolle Nasen mit dieser vielleicht einen Deut heiklen Note natürlich sehr wohl umzugehen wissen, durchaus interessante Kreationen. Sehr schön ist etwa die „Tubéreuse criminelle“ von Serge Lutens: Sie schöpft (der Name deutet es an) aus dem Vollen und wartet auch noch mit Hyazinthennoten auf; kein Wunder, dass Parfumerie-Großmeister Lutens in seiner eigenen Kurzcharakteristik diesen Duft als „symbolisch, sinnlich, tödlich“ beschreibt.
Wagemut bewies indes Madonna (ja, Frau Ciccone), als sie mit ihrem ersten Parfum, „Truth or Dare“, ebenfalls einen Tuberosenduft auf den Markt brachte: Während diese Entertainerin sich in ewiger Jugendlichkeit übt, weist die Tuberose eher auf die Reife einer Frau ihres Alters hin als ihre üblicherweise akrobatisch angelegten Tanzeinlagen. Deutlich leichter als die anderen beiden Düfte ist die neue „Tuberose Angelica“ von Jo Malone – erfrischende Engelswurz und die leichtere Cologne-Konzentration machen diese Komposition sozusagen zum Tuberosen-Einstiegsmodell – für alle, die jetzt neugierig geworden sind.
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