Riechstoff: Starterkit

Stammhalter. Die Sprösslinge von Fixgrößen der Parfumgeschichte entpuppen sich nicht immer als nahe Verwandte.

Wie heißt es so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Im Idealfall wird diese Redensart auch dann beherzigt, wenn aktualisierte Versionen von Klassikern der Duftgeschichte entstehen. Ein gelungenes Beispiel für einen solchen Sprössling stellt etwa das 2008 lancierte „N° 5 Eau Première“ von Chanel dar. Jacques Polge bemühte sich erfolgreich um eine zeitgemäße, deutlich leichtere Entsprechung zu dem wohl bekanntesten Parfum der Welt: „Eau Première“ stellt seine große Affinität zu „N° 5“ offen zur Schau, die markante Aldehyd-Explosion bleibt zum Beispiel auch hier nicht aus. Ebenso entfalten sich andere Noten, die diese Komposition unverwechselbar werden lassen – dabei ist „Eau Première“ aber um alles allzu Damenhafte erleichtert und eignet sich sozusagen auch für den Marsch auf den Tennisplatz, nicht nur zum gesetzten Dîner. Was bei der Erstvorstellung im Mai 1920 als ungeheuerlich neuartig anmutete, das von Ernest Beaux verantwortete „N° 5“ eben, funktioniert heute prächtig in Komplementarität mit dieser jüngeren Schwester – oder gar Tochter. Überraschend wenig ausgeprägt ist hingegen die Ähnlichkeit zwischen dem neuen „Anaïs Anaïs Premier Délice“ und der Ursprungsversion des berühmten Cacharel-Klassikers. Während „Anaïs Anaïs“, 1978 lanciert, als ein gestandener Vertreter des Weiße-Blüten-Duftgenres gilt, ist „Premier Délice“, der Name („Erste Köstlichkeit“) deutet es an, eher auf die birnig fruchtige Seite des Stammbaumes gefallen. Eine liebliche Komposition, das ja; eine artverwandte Variante des duftenden Vorgängers jedoch nicht. 

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