Mathilde Laurent: Interpretin der Natur

Aussicht. In einem luftigen Büro kreiert die „Nase“ von Cartier die Düfte.
Aussicht. In einem luftigen Büro kreiert die „Nase“ von Cartier die Düfte.(c) Beigestellt
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Eine große Blumenfreundin ist Parfumeurin Mathilde Laurent nicht. Liebliche Düfte weiß sie dennoch zu kreieren.

Raubkatze. Der neue Cartier-Damenduft „La Panthère“ (ab 60 Euro).
Raubkatze. Der neue Cartier-Damenduft „La Panthère“ (ab 60 Euro).(c) Beigestellt

In den Zoo sei sie nicht gegangen, um herauszufinden, wie ein Panther riecht, meint Mathilde Laurent bei der Präsentation des „La Panthère“-Damenduftes lachend. Und dann fährt die Hausparfumeurin von Cartier, eine durch und durch seriöse Person, in anderem Tonfall fort: „Natürlich hätte ich mit der Headspace-Technologie den olfaktorischen Abdruck einer Raubkatze anfertigen lassen und diesen Geruchsabdruck dann variieren können. Aber dafür hätte es keinen Parfumeur gebraucht.“

Damit bezieht sich Laurent auf die mittlerweile kaum enden wollenden technischen Möglichkeiten, die es im Bereich der Geruchsentwicklung gibt. Die sogenannte „Headspace“- oder, auf Deutsch korrekt: Dampfraum-Analyse, ermöglicht es nämlich, einen molekularen Duftabdruck von den meisten riechenden Substanzen anzufertigen. Ausgehend von dieser Analyse lassen sich auch Gerüche im Labor nachempfinden, die mit herkömmlichen Extraktionsmethoden nicht fabrizierbar sind.

„Aber so etwas ist dann nicht mehr Parfumerie, sondern reines Herumspielen“, wiederholt Mathilde Laurent nochmals mit Nachdruck. „Es ist auch keine große Kunst, ein Rosenparfum unter Verwendung von Rosenessenzen zu kreieren.“

Über diesen Punkt herrscht unter „Berufsnasen“ völlige Einigkeit: Etwas Langweiligeres als ein Parfum, das den Duft von nur einer Blüte durch Verwendung von genau diesem Riechstoff repliziert, gebe es nicht. Spannend wird es erst, wenn ein Duft frei interpretiert werden darf – oder muss. Das Maiglöckchen zum Beispiel gibt seinen Geruch nicht freiwillig ab; seit jeher sehen sich also Parfumeure gezwungen, in diesem Fall als Interpreten der widerspenstigen Natur aufzutreten. Auch bei dem „Amber“-Akkord, der häufig in den Inhaltslisten von handelsüblichen Parfums auftaucht, handelt es sich um ein frei interpretierbares Konstrukt. „Auch die Gardenie der Parfumerie ist keine Gardenie, sondern die Arbeit der Parfumeure“, unterstreicht Laurent.

Chypre-Variation. Für den neuen Cartier-Duft „La Pan-thère“, der eine der ikonischen Formen des Schmuckhauses zitiert, entschied sich Laurent für eine florale Chypre-Komposition, zentriert um eine weiße Gardenie. „Ich bin ein großer Fan von Chypre-Düften, auch Klassikern des Gernes wie Mitsouko oder Femme de Rochas“, sagt Laurent. „Für ,Panthère‘, das auch an die Cartier-Muse Jeanne Toussaint angelehnt ist, hätte aber ein pudriger Chypre-Akkord nicht gepasst, darum habe ich ihn mit einer Blumennote etwas leichter gestaltet. Auch wenn ich selbst keine Parfumeurin bin, die üblicherweise gern mit Blumen arbeitet.“

Dass Mathilde Laurent, wenn sie über ihre Arbeit spricht, häufig Klassiker von anderen Dufthäusern erwähnt, ist ebenso bezeichnend für ihr Selbstbewusstsein wie der Hinweis, dass sie keine große Blumennärrin sei: Die Hausparfumeurin von Cartier hat offenbar ihren Weg gefunden und sich so die Anerkennung ihrer Kollegen erarbeitet. „Ein Parfumeur hat immer die Möglichkeit, für seine Vision zu kämpfen. Oft wird ein bisschen zu leichtfertig gesagt, dass ein neues Parfum wegen einer allzu dominanten Marketingabteilung belanglos sei“, wischt sie Vergleiche zwischen der Arbeit von In-House-Parfumeuren und jenen, die für große Flavour-and-Fragrance-Konzerne wie Givaudan und Firmenich arbeiten, vom Tisch. „So oder so ist nicht alles einfach oder alles kompliziert“, unterstreicht sie. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass ein von Mathilde Laurent kreiertes Parfum nicht entsteht, ohne dass sie im Vorfeld ihre Position ausreichend verteidigt und klargemacht hat.

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