Parfums: Holz, Harz, Eleganz

(c) Christine Pichler
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Markante Kreationen aus der Familie der holzigen Parfums erfreuen anspruchsvolle Nasen mit ungewöhnlichen Akkorden.

Wer zu Hause einen Holzofen im Wohnzimmer stehen hat, damit es im Winter schön warm wird, weiß natürlich, dass rechtzeitig das Brennholz heranzuschaffen ist. Ob es daran liegt, dass auch die Herbstlancierungen im Duftbereich sich besonders oft auf den Holzweg begeben, ist freilich unklar. Fest steht aber, dass die charakteristischen Noten von fast allen Parfums aus der Familie der „Boisés“ nicht nur üppig und rund, sonderrn auch warm, mitunter gar glühend heiß sind.

Wurzelwerk. Das heute wie zum Zeitpunkt seines Entstehens in den Zwanzigerjahren äußerst gediegen anmutende, im angenehmsten Sinn altmodische Beispiel für eine Sandelholzkomposition ist „Bois des Iles“ von Chanel, Teil der „Exclusifs“-Kollektion. Kreiert wurde es von Chanels Hausparfumeur Ernest Beaux, der einen zeitlosen Klassiker geschaffen hat. Etwas heller, wie es übrigens schon der Name andeutet, ist „Bois d’argent“ aus der „Collection privée“ von Christian Dior. Iriswurzel und Weihrauch sorgen hier für Erdung: Federführend ist bei dieser Reihe François Demachy, erhältlich ist sie nur in den Dior-Modeboutiquen, mittlerweile also auch am Wiener Kohlmarkt.

Rundum würzig, von Harz-, Holz- und Pfeffernoten getragen, ist der Herrenduft „French Lover“ von Pierre Bourdon für die „Editions de Parfum“ von Frédéric Malle: Die holzige Komponente steht freilich in den USA noch stärker im Vordergrund, da läuft der Duft nämlich seit den frankreichskeptischen Regungen nach den Vorkommnissen des 11. Septembers unter „Bois d’Orage“. Eine notgedrungen vollmundige Kreation ist die limitierte Edition von „A*Men Pure Wood“ aus dem Haus Thierry Mugler, die diesen Herbst neu herausgekommen ist: Das A steht hier für die Verwandtschaft mit Muglers „Angel“, also ist ein üppiger Charakter vorprogrammiert.

Im Vergleich zu Riechstoffen wie Galbanharz, Sandelholz oder Vetiver zählt Oudh, das im arabischen Raum unglaublich beliebt ist, zu den etwas heikleren, schwierig zu handhabenden Parfumbestandteilen. Gewonnen wird es aus dem Harz, das der Adlerholzbaum absondert, wenn er von einer bestimmten Pilzsorte angegriffen wird. Natürliches Oudh ist rar und kostbar; die Preise sind mit der wachsenden Nachfrage explodiert.

Mit Minze oder fruchtig. Unter den Neulancierungen dieses Herbstes findet sich etwa der Nachfolgeduft von Comme des Garçons’ „Wonderwood“, nämlich „Wonderoud“. Während „Wonderoud“ mit einer fruchtigen, gut ausbalancierten Note eröffnet – das Parfum erinnert übrigens auch an die holzige Trilogie von Comme des Garçons, nämlich „Blue Santal“, „Blue Encens“ und „Blue Cedrat“ –, gibt sich der neue Duft „Marrakech Intense“ des Naturkosmetikspezialisten Aesop ein wenig minzig. Das soll wohl Maghreb-Assoziationen wecken – allerdings verflüchtigen sich diese in Windeseile. Zu den schönsten Oudh-Lancierungen der letzten Jahre zählt das wahrscheinlich den meisten Parfumliebhabern bekannte „Oud Wood“ von Tom Ford – ein außerordentlich guter Duft, der die Schärfe und übertriebene Opulenz, ja das mitunter Erstickende, das manche Oudh-Kompositionen in sich tragen können, in angenehmster Weise umgeht. Eher nicht als Einstiegsmodelle in dieses Segment geeignet sind „Splendid Leather“ aus der Oriental Collection von Yves Saint Laurent und „Colonia Intensa Oud“ von Acqua di Parma. Beide dürften eingeschworene Oudh-Fans in Verzücken versetzen, manch anderen aber etwas überfordern. Wie stets und vielleicht noch mehr als sonst gilt bei all diesen Düften: unbedingt Zeit nehmen für geduldiges Ausprobieren, was aber ohnehin sehr ratsam im Parfumerie-Wald ist, in dem die am schönsten gewachsenen Bäume bekanntlich nicht immer auf Anhieb gut sichtbar sind.

Produkte

1. „Bois des Iles“, Teil der „Exclusifs“ von Chanel, 200 ml um 250 Euro.

2. „Splendid Wood“ aus der Oriental Collection von Yves Saint Laurent, 80 ml um 180 Euro.
3. „Marrakech Intense“ von Aesop, 50 ml um 65 Euro.

4. „Oud Wood“ aus der Private Collection von Tom Ford, 100 ml um 280 Euro.

5. „Colonia Intensa Oud“ von Acqua di Parma, 180 ml um 226 Euro.

6. „A*Men Pure Wood“ von Thierry Mugler, 100 ml Eau de Toilette um 74 Euro.

7. „French Lover“ von Pierre Bourdon für die Editions de Parfum von Frédéric Malle, 50 ml um 120 Euro, via www.fredericmalle.com

8. „Wonderoud“ von Comme des Garçons, 100 ml Eau de Parfum um 105 Euro.

9. „Bois d’argent“ aus der Collection privée von Christian Dior, 125 ml um 210 Euro.

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