„Miss Dior“: Die Braut, die sich nicht traut

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Der Regisseur Anton Corbijn lässt Natalie Portman in einem Werbespot zur altarflüchtigen Braut werden.

Die englische Sprache hat für eine Braut, die kurz vor dem Altar eine Kehrtwende macht und noch in letzter Sekunde das Weite sucht – vielleicht ist diese Verhaltensweise ja im angelsächsischen Raum verbreiteter – einen eigenen Ausdruck parat: „Runaway Bride“ heißt sie dann, und genau als eine solche entschloss sich der Rock-Regisseur Anton Corbijn, den Schauspielstar Natalie Portman in seinem Spot für den Parfumklassiker „Miss Dior“ zu inszenieren.

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Natalie Portman ist schon seit Längerem das Dior-Gesicht, und Corbijn, der unter anderem für seine Arbeit mit Bands wie U2 und Depeche Mode bekannt wurde, schwärmt auch im Nachhinein von ihren Qualitäten: „Natalie war fantastisch. Sie ist echt, sie ist authentisch – das sieht man auch auf der Leinwand, und die Menschen fühlen sich mit ihr verbunden. Diese Art von ,Wahrheit‘ ist in der Tat wichtiger als Schönheit, denke ich.“

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Neues Terrain. Selbst wenn das unter ­Filmemachern und noch mehr unter Regisseuren von Musik­videos durchaus verbreitet ist, wagt sich Corbijn mit dieser Arbeit zum ersten Mal in den Bereich der Werbung vor. „Ich habe zum ersten Mal zugestimmt, einen Werbespot zu drehen, weil es mich erstmals interessierte, in eine Welt einzutauchen, die so anders ist als die meine – und das wollte ich eben mit einem Kurzfilm tun.“ Selbstverständlich bringt Corbijn aber auch eine ordentliche Dosis dessen, was ihn sonst beschäftigt, in die Arbeit ein. Der knapp drei Minuten lange Director’s Cut wird untermalt von „Piece of My Heart“, gesungen von Janis Joplin. „Es hat lange gedauert, bis wir die richtige Musik für den Spot gefunden haben, obwohl dieser Song natürlich aus allen möglichen Blickwinkeln gut passt. Aber es ging ja nicht darum, ein Video zu einem bereits existierenden Musikstück zu machen, sondern die Musik kam erst im Nachhinein dazu, als die Geschichte dieser Miss Dior zu Ende erzählt war.“

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Übrigens handelt es sich dabei um die Neuauflage einer Geschichte, die für dasselbe ­Parfum schon einmal inszeniert wurde: Eine junge Frau, gespielt von Natalie Portman, wird von ihrem Vater an den Altar geführt, wo sie im letztmöglichen Augenblick den Mut aufbringt davonzulaufen. Sich den Weg durch mediterranes Gestrüpp bahnend, das Brautkleid von sich werfend (unter dem sie praktischerweise schon ein kleines Schwarzes anhat), wird sie von einem Helikopter, den offenbar ihr wahrer Geliebter steuert, Richtung Paris (letzte Einstellung: Eiffelturm) ausgeflogen. Und so bleibt sie auch, zumindest fürs Erste, eine Mademoiselle. Beziehungsweise, um dem hier besungenen Parfum die Ehre zu geben: eine Miss. Miss Dior, versteht sich . . .

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