Riechstoff: Neue Handschrift

Wenn ein neuer Designer seinen Dienst in einem Modehaus antritt, kommt es meist rasch zu markanten Änderungen der Ästhetik.

Das gehört dazu, ist Teil der Strategie derjenigen, die ihn verpflichtet haben. Alexander Wang ist etwa bei Balenciaga damit beschäftigt, die Kollektionen seines Vorgängers, Nicolas Ghesquière, vergessen zu lassen, und krempelt das Pariser Traditionshaus zu einer Expositur der New Yorker Partyszene um. Natürlich mussten auch die unter Ghesquière lancierten Parfums in den Hintergrund treten, „B. Balenciaga“ heißt der erste Duft unter Wangs Ägide und kommt ähnlich cool aufgemacht daher wie Wangs Sporty-Chic-Edelstreetwear. Die Komposition aber, verantwortet von IFF-Parfumeurin Domitille Bertier, ist (zum Glück) weniger frisch-bombastisch, als man hätte annehmen können. Ein Parfum mit grünem, blättrigem Charakter, begleitet von einer feinbuttrigen Salbeinote, die geschätzt zu werden verdient.

Ebenfalls eine neue, eigene Handschrift möchte, soll und wird Olivier Polge in den kommenden Jahren entwickeln: Der Sohn von Chanel-Hausnase Jacques Polge und selbst erfahrener Parfumeur arbeitet nun mit seinem Vater und Christopher Sheldrake in der Parfumerie-Division von Chanel. Der erste Duft, den er vorlegt, ist „Misia“ aus der „Les Exclusifs“-Serie. Inspirieren ließ sich der junge Polge von Misia Godebska, einer guten Freundin Gabrielle Chanels, die sie etwa mit Diaghilev, Cocteau und Strawinsky bekannt machte. Ein nostalgischer Ausgangspunkt führt Olivier Polge zu einem etwas altmodischen, pudrigen Parfum. Iris gepaart mit Rosen aus Grasse und der Türkei soll ein
Parfum „wie Pelz und Seide“ ergeben. Das mag sein, doch ist die Nähe zu einem anderen Irisduft der „Exclusifs“, nämlich „La Pausa“, sehr groß. Auf einen noch markanteren parfumistischen Coup von Olivier Polge darf man gespannt bleiben.

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