Acqua di Parma: Maßschneiderei der Düfte

„La fusione della campana“. Diego Perronis Arbeit im Hof des Palazzos.
„La fusione della campana“. Diego Perronis Arbeit im Hof des Palazzos.(c) Agomstino Osio. Courtesies of Paola Pivi, Diego Perrone
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Acqua di Parma lebt mit seinem Kunstengagement den Nimbus des neuen Kolonialwassers „Colonia Club“ vor.

Ein Duft muss die besten Augenblicke des Lebens wachrufen, sagte einmal Karl Lagerfeld. Und in der Tat hat wohl jeder schon die Erfahrung gemacht, plötzlich das Antlitz eines Menschen vor Augen zu haben, dem diese Duftnote eigen war. Einen passenderen Titel als „I’ll Be There Forever – The Sense of Classic“, hätte also Acqua di Parma, Traditionsmarke unter den italienischen Parfummarken, für seine erste selbst organisierte Ausstellung, die im Juni in Mailand zu sehen war, nicht wählen können. Ausgestellt waren die Werke von sieben italienischen Künstlern, die die Beziehung zwischen Klassik und Gegenwartskunst ergründen sollten. Der Mailänder Palazzo Cusani aus dem 17. Jahrhundert, schräg gegenüber der Kunstakademie von Brera gelegen, bot mit seinen barocken und mit kunstvollen Stuckaturen dekorierten Sälen das ideale Ambiente für die Exponate. Schon beim Eintreten in den Herrenhof hieß Diego Perrones gigantische Glockenskulptur aus Harz und Eisen die Besucher willkommen. Besonders faszinierend war Rosa Barbas Filmtrilogie „The Hidden Conferences“, in der Kunstobjekte, Fragmente, Fundstücke, die vergessen in Museumsdepots verweilten, miteinander diskutieren. Bei Paola Pivis Werk „Call Me Anything You Want“ – mehrere aus zig Perlenfäden hergestellte Appliques – war der direkte Bezug zu Piero della Francescas „Por­trait von Battista Sforza“ frappant.

„Senza titolo“. Eine Arbeit von Simone Berti aus dem Jahr 2015.
„Senza titolo“. Eine Arbeit von Simone Berti aus dem Jahr 2015.(c) Agomstino Osio. Courtesies of Simone Berti

Kulturmarke. Man war freilich geneigt, sich zu fragen: Sicher, ein anregendes Thema, eine schöne Ausstellung, aber was hat das alles mit Acqua di Parma zu tun? „Unser Label steht seit jeher für Werte, Tradition, Kultur“, erklärt Paola Paganini, seit 17 Jahren Marketing-Managerin des Hauses. Acqua di Parma unterstütze seit jeher die verschiedensten Kunstgenres und Künstler, darunter den Tänzer Roberto Bolle, Uto Ughi, Konzerte im Opernhaus la Fenice in Venedig, Kunstausstellungen jeglicher Art. Der Unterschied zwischen diesen und der Mailänder Ausstellung besteht einzig und allein darin, dass es sich um die erste selbst organisierte handelt. „Acqua di Parma ist kein Modelabel, sondern eine Kulturmarke“ fügt, Paola Paganini hinzu.

Auch dieses Engagement habe letztendlich dazu beigetragen, dass man nächstes Jahr den 100. Geburtstag feiern wird. Denn so lange überlebt keine Marke, wenn sie nicht selbst zum Botschafter von Werten wird, die zeitlos sind. „I’ll Be There For­ever“ war aber gleichzeitig auch die Ouvertüre zur Vorstellung der letzten Kreation von Acqua di Parma: „Colonia Club“, verpackt in der für Acqua di Parma typischen Art-déco-Flasche, diesmal aus tiefgrünem Glas. Ein Eau de Cologne, wie man erklärt bekommt, für den stilvollen Mann, der seine Freizeit auf seinem Landsitz verbringt, gern ausreitet und die Kunst des Dressurreitens beherrscht. Weshalb die eigentliche Vorstellung von „Colonia Club“ dann im mittelalterlichen Grazzano Visconti, eine halbe Stunde von Mailand entfernt, stattfand, inklusive Dressurvorführung.

Kreiert wurde „Colonia Club“ von François Demachy, Chefparfümeur der Luxusholding LVMH (zu der auch Acqua di Parma gehört) und eine der besten Nasen der Branche. Über ein halbes Jahr hat sich der in Grasse aufgewachsene Demachy seiner neuen Kreation gewidmet. „Colonia Club“ sollte eine frische, wohlige Komposition werden. „Nicht zu intellektuell – ein Cologne sollte nie zu anspruchsvoll sein, sehr wohl aber Emotionen wecken.“ Demachy kreiert auch für Marken wie Dior oder Givenchy. Bei jedem neuen Parfüm ist das Maison ausschlaggebend. „Nehmen wir Acqua di Parma. Sein Zuhause ist eine typische italienische Kleinstadt mit einer glorreichen Vergangenheit. In Parma regierten zuerst die Farnese und dann Marie-Louise von Österreich, die zweite Frau Napoleons I.“, erzählt Demachy. „Zur Konstruktion dieses Eau de Cologne habe ich also nur italienische Ingredienzien verwendet“. Das Wort konstruieren mag verwirrend klingen, stammt aber aus dem Fachjargon und stellt außerdem den Entstehungsprozess bildlich dar.

Tiefgrün. Der neue Duft „Colonia Club“ soll nicht nur Männer ansprechen, die das Reiten beherrschen.
Tiefgrün. Der neue Duft „Colonia Club“ soll nicht nur Männer ansprechen, die das Reiten beherrschen.(c) Beigestellt

„Es ist, als würde man ein Haus bauen, Schritt für Schritt. Man fügt etwas mehr Bergamotte hinzu, nimmt etwas Galbanum weg, bis der Duft perfekt ist.“ Ein Bouquet, bei dem sich die verschiedenen Duftnoten langsam offenbaren. Zuerst riecht man die Zitronen-, Bergamotten-, Minze- und Neroli-Noten, dann die von Lavendel, Galbanum und Geranien. Abgerundet und vollendet wird das Bouquet mit haitianischem Vetiver, Moschus und Amber.

Meilenstein. Schon vor sechs Jahren begann man sich bei Acqua di Parma Gedanken über ein neues Cologne zu machen: „Denn jedes ist ein Meilenstein, ein Pfeiler, der die Geschichte, die Tradition unseres Hauses bestätigt und festigt“, sagt Paola Paganini. „Deshalb kommen wir nicht jedes Jahr mit einem neuen Duft auf den Markt.“ Außerdem will jede Kreation gründlich durchdacht und vorbereitet sein. Wobei die entscheidende Frage lautet: Welchen Mann will man damit ansprechen? „Zwar ist Cologne an sich schon der Inbegriff für männliche Eleganz, wir deklinieren diese aber immer aufs Neue. Man könnte uns als Maßschneiderei des Duftes bezeichnen“, sagt Paganini.

„Nehmen wir die ,Colonia Assoluta‘, diese war für den eleganten, aber auch legeren Mann gedacht, der ein weißes Piqué-Hemd, aber keine Krawatte trägt. ‚Colonia Intenso‘ wiederum für den modernen Geschäftsmann und ‚Colonia Essenza‘ für den Mann in Smoking“ – daher auch die Flasche aus schwarz gefärbtem Glas. Derselbe Mann gönnt sich aber auch entspannende Momente, und für diese wurde ‚Colonia Club‘ geschaffen. „Denn es ist nicht die Marke Acqua di Parma, die den Lifestyle diktiert. Die Marke ist zwar Inbegriff des italienischen Lebensstils – dieser wird aber von unserem Kunden gelebt und bestimmt. Nicht von uns.“

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