Riechstoff: Literarisch wertvoll

Modemachern aus Wien wird ja gern einmal nachgesagt, sie gingen besonders intellektuell und künstlerisch ambitioniert zu Werke – womöglich ein Nachwehen des Esprits der Wiener Werkstätte.

So verwundert es im Grunde kaum, dass auch die (nicht besonders umfangreich bestückte) Parfumwelt mit Ortsbezug auf einen verkopften Unterbau verweisen kann. Man besehe sich nur die zwei Eigenkreationen der Parfumerie Filz am Graben: zwei feine Eaux de Cologne im schlichten Flakon mit aufgedruckter Adresse, erhältlich ausschließlich vor Ort. Der „Wiener Lieblingsduft“ wurde ursprünglich 1830 kreiert, die „Eau de Lavande“ gibt es seit 1892. Letztere ging sogar in die Weltliteratur ein: Kein Geringerer als Wortfantast Heimito von Doderer erwähnte das Lavendelwasser sowohl in der „Strudelhofstiege“ als auch in den „Dämonen“. „Gerüche sind oft wie platzende Blasen der Erinnerung aus der Tiefe der Zeiten, wenn sie uns unvermutet anfliegen und man kaum recht weiß, ob von innen oder von außen“, schreibt Doderer sehr passend.

Das Erinnern will dann auch als Übergang passen zu einem anderen Duft: Nämlich dem neuen „Freudian Wood“ aus der „Wiener Blut“-Kollektion von Alexander Lauber. Als Hommage an den Gründer der Psychoanalyse gedacht und unter Bezugnahme auf die „Traumdeutung“ Freuds ersonnen ist dieser (sandel)holzige Duft mit milchigem Charakter. Holz nämlich, erzählt Lauber, stehe bei Freud für die Brust der Frau, was wieder dem Wunsch, ohnehin einmal ein Parfum mit laktischen Eigenschaften kreieren zu wollen, Vorschub geleistet hat. Das Ergebnis ist eine sehr feine, weiche, runde Komposition, ebenso wie die zuvor genannten mit Lieblingsduftpotenzial ausgestattet.

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