Brauenbewegung: Ein neuer Star im Gesicht

(c) Rafaela Pröll/Produktion: Barbara Zach
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Sie sind die neuen Stars im Gesicht und werden bepinselt, nachgezogen und gepflegt. Auch Transplantationen von Augenbrauen boomen.

Augenbrauen sind dieser Tage, man kann es nicht anders sagen, wirklich dick da. Seit ein britisches Supermodel namens Cara Delevingne 2012 von Chanel zum „Gesicht des Jahres“ gekürt und von da an auf so ziemlich jedem relevanten Magazin-Cover landete (auf den meisten sogar mehrfach), wollen nämlich alle das haben, was die 23-Jährige so unique macht: ein Paar große, buschige, aufsehenerregende Augenbrauen. Frauen, deren Brauen einst dem Beauty-Ideal der 1990er-Jahre unterlagen, messen Joni Mitchells Songzeilen „You don’t know what you’ve got ’till it’s gone“ seither eine völlig neue Bedeutung bei. Wir erinnern uns: Damals trug man zu mattbraunem Lippenstift gerne Brauen, die so zart waren wie das Model, das diese Mode berühmt gemacht hatte. Bei Millionen Frauen standen Wachs und Pinzette im Dauereinsatz, um Kate Moss so ähnlich wie möglich zu sehen – zumindest im oberen Gesichtsdrittel. Bleibende Erkenntnis aus dem weltweiten Härchenterror: Wo regelmäßig abgeholzt wird, wächst irgendwann auch kein Gestrüpp mehr. Wusste schon Joni Mitchell.

Pflegen, pinseln, formen. Beauty-Profis rechnen uns gern vor, dass zu dünne, überzupfte Brauen das Gesicht um bis zu zehn Jahre altern lassen. Aber was tun, wenn man nicht mit der Gesichtsbehaarung aktueller britischer Supermodels (oder ehemaliger deutscher Finanzminister) gesegnet ist? Die Antwort lautet: Schummeln, natürlich. Nicht umsonst sind Produkte für Big Brows in dieser Saison die ganz großen Topseller in der dekorativen Kosmetik. Das amerikanische Marktforschungsinstitut NPD verzeichnete zwischen 2013 und 2014 einen Anstieg der Verkaufszahlen um 28 Prozent. Von 2011 bis 2014 soll sich der US-Markt für Augenbrauenprodukte gar verdoppelt und zuletzt nicht weniger als elf Prozent des gesamten Augen-Make-up-Bereichs ausgemacht haben. Die Beauty Queen und Kosmetik-Unternehmerin Bobbi Brown prophezeit auch weiterhin wachsendes (Verkaufs-)Potenzial: „Jede Frau, egal mit welcher Augenbrauenform, kann davon profitieren, ihre Brauenbogen zu präzisieren. Brauen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und vergrößern die Augen optisch. Sie sind die stillen Helden des Gesichts.“ Kein Wunder, dass neuerdings ein Kosmetik-Unternehmen nach dem anderen einschlägige Innovationen aus dem Hut zaubert. Eine Übersicht im Schnelldurchlauf:

Multifunktional. Von Giorgio Armani gibt es die „Eye & Brow Maestro“-Palette, die die Augenpartie von Lid über Wimpernbogen bis hin zur Braue versorgt.
Multifunktional. Von Giorgio Armani gibt es die „Eye & Brow Maestro“-Palette, die die Augenpartie von Lid über Wimpernbogen bis hin zur Braue versorgt.(c) Rafaela Pröll/Produktion: Barbara Zach

Yves Saint Laurent entwickelte für „Couture Brow“ ein mit Pigmenten versetztes Fixiergel, das Brauen mit einem leichten 3-D-­Gloss­effekt natürlich voller wirken lassen soll. Hält bis zu 24 Stunden und kommt – für Blondinen und Brünette – in zwei Farbnuancen. Auf ein Mehrzweck-Produkt setzt Giorgio Armani: Die „Eye & Brow Maestro“-Palette lässt sich als Eyeliner und Lidschatten einsetzen, zum Contouring des Gesichts oder eben zum Formen der Augenbrauen. Die kompakte Cremetextur, die aus Wachsen, flüchtigen Ölen, einer auf Tonerde basierenden Creme und Glimmerperlen besteht, verflüssigt sich beim Auftragen und hilft zur Not auch einmal beim Abdecken eines ergrauten Haaransatzes. Freche Härchen zähmt das neue „Just Browsing Brush-On Styling Mousse“ von Clinique. Via Mini-Applikator wird ein getöntes Gelmousse aufgetragen, dabei können gezielt Bereiche ausgefüllt oder Brauenenden verlängert werden. Auch L’Oréal Paris setzt auf spezielle Hardware: Mit einer Minibürste wird beim „Brow Artist Plumper“ ein getöntes, mit Fasern angereichertes Gel auf die Brauen aufgetragen, das diese verdichten soll, ohne dabei zu verkleben oder zu verhärten.

Salons für die Braue. Das US-Unternehmen Benefit bietet besonderen Service in seinen Brow Bars an. Auch in Wien gibt es eine Dependance (Douglas House of Beauty, Kärntner Straße 17, 1010 Wien).
Salons für die Braue. Das US-Unternehmen Benefit bietet besonderen Service in seinen Brow Bars an. Auch in Wien gibt es eine Dependance (Douglas House of Beauty, Kärntner Straße 17, 1010 Wien).(c) Rafaela Pröll/Produktion: Barbara Zach

Fans des klassischen Augenbrauenstifts freuen sich über Bobbi Browns „Perfectly Defined Long-Wear Brow Pencil“. Er basiert auf Wachs, das lang anhaftet und schweiß- und wasserresistent wirkt. Zusätzlich sorgen Emollienzien für eine cremige Textur, die auch sensible Haut nicht strapaziert. Clarins setzt ebenfalls den Stift an: Mit „Crayon Sourcils“ lässt sich die Form der Augenbrauen nachzeichnen, wobei das pudrig-matte Farbresultat für besondere Natürlichkeit sorgen soll. Estée Lauder wiederum hat gleich ein komplettes Augenbrauensortiment auf den Markt gebracht. Die „Brow Now Collection“ punktet mit einem besonders großen Angebot an Farbnuancen und umfasst unter anderem auch den „Brow Defining Pencil“, einen 2-in-1-Gel-Stift, der zugleich tönt und fixiert. Natürlich wirkende Pigmente verdichten dabei spärlich bewachsene Stellen.

Leben und kleben lassen. Wer lieber auf längerfristige Lösungen vertraut, könnte mit Brauenextensions glücklich werden. Die Fake Brows bestehen aus einem synthetischen Material und werden mit einem hypoallergenen und hautverträglichen Spezialkleber appliziert. Die künstlichen Haarbögen halten (auch bei Wasserkontakt) bis zu drei Wochen, die Kosten bewegen sich um die 35 Euro (etwa bei claudia-preite.at). Auch sogenannte Brow Bars sorgen für neuen Schwung im Gesicht. Das kalifornische Beauty-Unternehmen Benefit – mit weltweit angeblich über zehn Millionen in Form gebrachten Augenbrauen und 38 Jahren Erfahrung eine echte Koryphäe in seinem Fach – eröffnete im vergangenen Jahr im Douglas House of Beauty in Wien seine erste österreichische Dependance. Es wird wohl nicht die letzte bleiben – über 270 Benefit Brow Bars gibt es bereits in Europa; allein in Deutschland entsteht fast wöchentlich ein neues Wachskabinett der US-Marke. Eigentlich für volle Wimpern gedacht ist das „Full Lash Serum“ von Shiseido, das mit einem Extrakt aus der chinesischen Dattel und der Aminosäure L-Arginin auch die Brauen dichter wachsen lässt. Bei Apot.Care sorgt ein augenärztlich geprüftes Serum für Wow-Brows, das den Haarwuchs stärkt und dabei auch dezent eindunkelt. Eines ist beiden Seren gemein: Mit einem buschigen Ergebnis wird nur belohnt, wer täglich (und über mehrere Wochen hinweg) dick aufträgt.

Zarte Linien. Sanft die Form der Augenbrauen nachzeichnen, das wird etwa dank des „Crayon Sourcils“ von Clarins möglich.
Zarte Linien. Sanft die Form der Augenbrauen nachzeichnen, das wird etwa dank des „Crayon Sourcils“ von Clarins möglich.(c) Rafaela Pröll/Produktion: Barbara Zach

Wer nicht warten will, bis die Härchen von alleine sprießen, kann sich natürlich auch unters Messer legen. In Amerika und Großbritannien sollen Augenbrauentransplantationen bereits ein echter Renner sein. Hierzulande wird die Prozedur, bei der Haare aus der Kopfhaut entnommen, sorgfältig isoliert und im richtigen Winkel wieder über den Augen implantiert werden, eher aus medizinischen Gründen (etwa nach einer Chemotherapie) durchgeführt. Außerdem muss man sich dabei daran gewöhnen, dass die Haare die Eigenschaften von Kopfhaar beibehalten und auch regelmäßig geschnitten werden müssen. Die Kosten für eine Augenbrauen-Transplantation liegen übrigens im mittleren vierstelligen Euro-Bereich. Idealerweise zahlt man das natürlich, ohne mit der Augenbraue zu zucken.

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