Schatz unter der Haut

Gepflegte Erscheinung. Dasha trägt einen Look aus der Maison-Margiela-Artisanal-Kollektion.
Gepflegte Erscheinung. Dasha trägt einen Look aus der Maison-Margiela-Artisanal-Kollektion.(c) Stefan Milev
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Verwöhngefühl oder Beauty-Booster: Was können Cremes und Lotionen aus Gold, Kaviar und Perlenstaub wirklich?

Es lässt sich natürlich ganz hervorragend darüber streiten, ob der Mensch nun wirklich und ganz dringend einen Privatjet braucht, oder wenigstens ein Dutzend Nerzmäntel im Kleiderschrank. Ganz sicher, und ohne Diskussion, braucht er hin und wieder ein bisschen Alltagsluxus: die Pralinen vom Edel-Chocolatier, den flauschigen Kaschmirpullover, der sich anfühlt wie eine Umarmung. Oder das sündteure Schaumbad, das das eigene Badezimmer in einen Fünf-Sterne-Wellnessbereich verwandelt. Auch die Beauty-Industrie setzt in letzter Zeit immer mehr auf luxuriöse Inhaltsstoffe, etwa: Gold, Kaviar, Perlenstaub. Fragt sich: Sollen diese Zutaten schlicht dafür sorgen, dass sich bei der Kundin dieses Ich-bin-etwas-Besonderes-Feeling einstellt? Oder halten die High-End-Cremes tatsächlich, was sie versprechen? Eine Rundreise in sechs Produktgruppen.

Edelmetall und Algen. Eines scheint dermatologisch erwiesen: Es glänzt nicht alles, was Gold schmiert. Aber: Es leuchtet. Wie das geht? Gold wirkt antioxidativ und schützt die Haut vor freien Radikalen und anderen Schadstoffen, die die Zellstruktur schädigen. Damit erscheint das Hautbild länger faltenfrei und insgesamt jünger. Viele Goldcremes sind darüber hinaus mit feinen Glitzerpartikeln versehen, die wie Weichzeichner wirken: Sie brechen das Licht auf der Hautoberfläche und sorgen so für einen Schimmer, der den Teint strahlen lässt. So enthält zum Beispiel die Tagespflege „Ibuki Protective Moisturizer SPF 15“ von Shiseido ein feines Goldpuder, das besonders viel Feuchtigkeit spenden und fahle Haut wieder aufpolieren soll. Auch im Serum „Genaissance de la Mer – The Serum Essence“ von La Mer steckt Gold, das in Kombination mit einer seltenen, hochwirksamen Alge helfen soll, Linien und Falten zu glätten. Bei regelmäßiger Anwendung soll der Teint wieder strahlen, sollen die Poren verfeinert und natürliche Kollagen- und Elastin-Reserven aufgebaut werden. Darüber hinaus hat Gold auch eine antibakterielle Wirkung, wodurch es kleine Unreinheiten und Pickel bekämpfen hilft.

Nächster Halt: Kaviar. Ebenfalls sauteuer, aber – er wirkt. Die kostbaren Fischeier dienen bei äußerlicher Anwendung als natürliche Faltenkiller. Proteine, Mineralstoffe, die Vitamine D, E und B12 sorgen nicht nur für eine pflegende Komponente. Kaviarcremes gelten – speziell für die ältere Haut – auch als gute Alternative zu chemisch hergestellten Anti-Aging-Boostern. Sie befeuern den Zellstoffwechsel, was die Festigkeit der Haut spürbar verstärken soll. Zusätzlich soll Kaviar die Haut mit einem extra Feuchtigkeitskick versorgen, wie zum Beispiel in der Creme „White Caviar Illuminating Moisturizing Cream“ von La Prairie: „Wir stellen sehr hohe Anforderungen an die Qualität der Inhaltsstoffe, die wir in unseren Produkten verwenden“, erklärt Daniel Stangl, Director Innovation bei La Prairie. „Um diese sicherzustellen, arbeiten wir nur mit Rohstoffherstellern, die über entsprechendes Know-how in der Qualitätssicherung verfügen.“ Wobei es den Kundinnen von La Prairie übrigens nicht nur auf den Kaviar ankommt. Laut Stangl geht es beim Thema Luxuscreme um das ganze Spektrum aus hoher Wirksamkeit, toller Textur – und schöner Verpackung.

Planktonfutter. Während Perlenketten wohl auch noch auf absehbare Zeit Geschmackssache bleiben werden, sind die Vorteile von Perlenextrakt-Cremes längst unumstritten. Ihr Wirkstoffkomplex – in China übrigens ganz besonders beliebt – besteht aus Meeresmineralien, die Spurenelemente von Selen, Lithium, Zink, Eisen und Magnesium sowie zwanzig verschiedene Aminosäuren beinhalten. Damit reduziert der Extrakt Hautunreinheiten, beruhigt gereizte Partien und spendet Feuchtigkeit. 

Auch das „Future Solution LX Radiance Serum“ von Shiseido setzt auf Perlen-Power. Es sorgt nicht nur für Feuchtigkeit, sondern soll auch dunkle Pigmentflecken ausgleichen. Das „Do Not Age Beauty Sleep Serum“ von Dr. Brandt basiert auf der Kraft der seltenen tahitianischen Schwarzperle. In Kombination mit einem Plankton-Extrakt wirkt die Pflege über Nacht, sodass die regenerativen Prozesse schneller und effizienter greifen. Dass Seide, noch so ein Inbegriff von Luxus, überhaupt in die Kosmetiktiegel gefunden hat, basiert auf einem reinen Zufall: Der japanische Unternehmer und Seidenhersteller Sanji Muto bemerkte bei einem seiner Fabrikbesuche, dass alle dort arbeitenden Frauen schöne, zarte Hände hatten. Muto vermutete, dass die Seide die Haut glatt und geschmeidig hielt und beauftragte Wissenschaftler, zu dem Thema zu forschen.

Seidenweich. Das ist jetzt 30 Jahre her und führte zur Gründung der Firma Sensai. Inzwischen wurden die Produkte – wie etwa die „Sensai Ultimate The Cream“ – natürlich weiterentwickelt. Aber sie basieren immer noch auf Seide. Deren zentrale Vorteile: Sie soll nicht nur Zeichen der Hautalterung reduzieren, sondern auch für einen feinporigen und ebenmäßigen Teint sorgen.
Ein Vorschlag am Rande: Zum nächsten Champagner-Brunch mal keine Blumen mitbringen, sondern gleich eine Creme mit Orchideen. In der Pflegeserie „Orchidée Impériale“ von Guerlain stecken 15 Jahre Forschung über Orchideen und deren Effekte auf die Langlebigkeit der Zellen. Neu im Programm ist die Serie „Orchidée Impériale Black“, in der eine seltene schwarze Orchidee aus den peruanischen Anden verarbeitet wird. Mit ihrer Hilfe soll das Selbstverteidigungsvermögen der Haut maximiert werden. Scheint zu wirken – Kim Kardashian schwört darauf.

Blütenfäden. Seit Jahrhunderten schätzen Gourmets Safran in der Küche. Nun haben die Forscher von Yves Saint Laurent Beauté zum Glück herausgefunden, dass die gelben Fäden noch mehr können als Fischsuppen zu veredeln. Wichtigste Wirkstoffe dabei: Glykane, also langkettige Zuckerverbindungen. „Mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigten auf, dass die Blütenstempel des Krokus sowohl in vitro wie auch in vivo bioaktive Komponenten beinhalten, die antioxidierend und stressmildernd wirken“, so Glyko-Wissenschaftler Professor Peter H. Seeberger.

Aus den mehr als 150 in Safranfäden enthaltenen Substanzen filterte YSL Skinscience ein Glykan heraus, das für antioxidierende und stressmildernde Wirkung verantwortlich sein soll. Das Ergebnis kann man in Seebergers Forschungsbericht nachlesen – oder einfach im Selbstversuch herausfinden. Dafür muss man sich bloß den Luxus leisten, öfter einmal „Or Rouge“ von Yves Saint Laurent Beauté aufzutragen. In der Betriebswirtschaft heißt so etwas übrigens: Return on Investment.

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