Hautpflege: Wer A sagt, muss auch C sagen

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Im ABC der Kosmetik sind sie die vertrauten Superstars: Wie Vitamine in der Hautpflege wirken.

Achtung, ein neuer Beauty-Trend geht um. Und er ist ganz anders als all die anderen. Er ist etwas ganz Besonderes, ja geradezu Außergewöhnliches, denn: Er wird niemanden ernsthaft aus den Schlapfen kippen lassen. Denn das, was die Kosmetikbranche als allerneueste, allersuperste Superpower in ihre Produkte packt, kennt in Wirklichkeit jedes Kind. Es handelt sich um: Vitamine! Aber warum kommt dieser Trend gerade jetzt? Schließlich sind die Essenzen – selbst in Cremes und Seren – keine Neuentdeckung.

„Der Hype um Vitamine hat sich schon länger angebahnt, auch beim Thema Ernährung findet ein Umdenken statt“, erklärt Julia Valencak, Dermatologin an der Medizinischen Universität Wien: „Vitamine als Zusatzstoffe in der Kosmetik sind insofern eine aktuellere Entwicklung, da man gerade bei Menschen mit Problemhaut herausgefunden hat, dass etwa Vitamin B5 als Kosmetikzusatz die Empfindlichkeit der Haut reduziert und so auch Anti-Aging-Wirkstoffe problemlos angewendet werden können.“

Das Provitamin B5, auch bekannt als Pan­thenol, soll als kosmetische Substanz entzündungslindernd, glättend und regenerierend wirken – Eigenschaften, die sich etwa die Firma La Roche-Posay gern zunutze macht. Für ihre neue Pflegeserie „Hyalu B5“ wurden kurz- und langkettige Hyaluronsäuren mit dem heilenden Vitamin kombiniert. Dadurch soll selbst sehr empfindliche Haut wieder intensiv aufgepolstert und beruhigt werden.

Hoch dosiert. Auch die japanische Kosmetikmarke Sensai setzt ganz auf B5 und integrierte das Provitamin in ihren Wirkstoffkomplex „Barrier Power Booster“, der zum Beispiel bei der „Wrinkle Repair Essence“ zum Einsatz kommt. Hier soll es helfen, die hauteigene Barrierefunktion zu stärken und gegen unliebsame äußere Einflüsse zu schützen.

Aber wie kommen die Vitamine eigentlich in die Beautyprodukte? Vielfach lassen sich Rohstoffe einsetzen, in denen Vitamine bereits als natürliche Begleitstoffe enthalten sind, wie etwa in Weizenkeim- oder Avocadoöl. Allerdings ist es der Haut tatsächlich total egal, ob die Vitamine aus natürlichen oder synthetischen Quellen stammen – solange die Moleküle chemisch ident sind. 

Der Vorteil der im Labor erzeugten Stoffe ist allerdings, dass sie höher konzentriert werden können. Vitamin-Überdosis? So gut wie ausgeschlossen. Schlagend wird derlei technisches Tuning etwa bei Vitamin A, das sich auf natürlichem Wege nur in geringen Mengen gewinnen lässt, aber als echtes Kraftpaket bei der Zellteilung der Haut gilt. Die Pariser Marke Apot Care etwa packt den Superstoff als Derivat in ihr „Pure Serum Vitamin A“, um beschädigte Hautzellen dazu anzuregen, gesunde Zellen zu bilden, und dem Abbau von Kollagen und Elastin entgegenzuwirken.

Sensibelchen. Allerdings gibt es auch unter den Vitaminen echte Primadonnen. Dummerweise ist die effektivste Substanz auch die komplizierteste. Vitamin C gilt im Wirkstoffkatalog als echter Superstar, wenn es etwa um die Stabilisierung der Kollagenfasern und damit um die Festigkeit der Haut geht. Außerdem wird es als unschlagbares Antioxidans eingesetzt.

Und damit ist das beliebte Vitamin ein echter Jackpot, der sowohl einer umweltbedingten Hautalterung entgegenwirken als auch altersbedingte Fältchen glattbügeln kann. Entscheidender Nachteil: Der luft- und lichtempfindliche Wirkstoff verliert allmählich seine Wirkung, dementsprechend sind Verpackung und Lagerung stets große Themen. Die Kosmetikmarke Clinique hat sich aber etwas einfallen lassen. Im „Fresh Pressed Daily Booster“ wird frisches und damit hoch wirksames Vitamin C (zehn Prozent) in Pulverform verarbeitet. Erst bei Gebrauch wird es per Knopfdruck aktiviert und mit einer beruhigenden Emulsion vermischt. „Während ein frisch gepresster Orangensaft gut für den Organismus ist, sind es Vitamin-C-haltige Kosmetikprodukte für die Haut“, erklärt Tom Mammone, der die Forschungsabteilung von Clinique leitet. „Unser neues Produkt ist vor allem für Leute gedacht, die einen extra Energieschub in ihrer täglichen Beauty-Routine wünschen. Wir von Cli­nique sprechen liebevoll von einer ,Verjüngung für Ungeduldige‘, weil Vitamin C die Haut augenblicklich zum Strahlen bringt.“

Strahlkraft. Eine Extraportion Glow verspricht auch Vichy mit seiner „Liftactiv Frische-Kur“. Dabei wird eineinhalb Wochen lang täglich eine Kombination aus hoch konzentriertem Vitamin C (15  Prozent), Hyaluron und mineralstoffreichem Thermalwasser auf die Haut aufgetragen, die davon sofort stärker und fester werden und erholt wirken soll. Auch in der neuen „Capture Youth“-Pflegeserie von Dior, die als Komponentensystem angelegt ist, kommt Vitamin C sehr prominent zum Einsatz: Nämlich im „Glow Booster“-Serum, das mit einem Extrakt aus der Buschpflaume Murunga (eine Vitamin-C-Bombe, die Zitrusfrüchte alt aussehen lässt) angereichert ist.

Und auch aus New York gibt es gute Nachrichten: „Obwohl Vitamin C innerhalb einer Gesamtformel schwer zu stabilisieren ist, gelang es unserem Team in harter Arbeit, noch mehr Vitamin C zu binden und auf diese Weise die bislang wirksamste Formel des ,Powerful-Strength Line-Reducing Concentrate’ zu entwickeln“, erzählt Geoffrey Genesky, wissenschaftlicher Direktor der amerikanischen Apothekenbrand Kiehl’s. 

Der Bestseller des Hauses kann nach zehnmonatiger Überarbeitungszeit (und der Austestung von 89 Rezepturen!) nun auf eine faltenglättende Formulierung mit 12,5 Prozent Vitamin-C-Konzentration und Hyaluronsäure verweisen, die feine Linien und Falten bekämpfen soll. Daher lautet unser Fazit: Vitamine sind wirklich sehr, sehr gut und wohltuend und vielseitig. Aber in Ihren Smoothie mixen Sie bitte doch lieber weiterhin ein paar Kiwis – und keine Tagescreme.

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