Hart ins Gericht: Hier schmeckt Wien am schlechtesten

Hart ins Gericht gehen wir ab sofort mit Gästen und Gastronomen, mit Trends und Traditionen. Zum Start: Wiener Gastro-Horror in fünf Kategorien. Erstellt auf Basis von Tripadvisor-Superlativen.

Kategorie 1: Die Königsdisziplin. "Das schlechteste Schnitzel in Wien."

Das Schnitzel gilt als Königsdisziplin der Wiener Küche. Aber auch "Das schlechteste Schnitzel Wiens" ist eine Kategorie, in der man erst einmal siegen muss. Dieses Superlativ-Schnitzel wird laut Tripadvisor in einem Lokal serviert, das generell einen der oberen Plätze bei Negativerlebnissen anführt - und dennoch noch immer existiert: die Gräfin am Naschmarkt. "Das schlechteste Schnitzel in Wien" titelt ein User seine Erfahrung. "So ein schlechtes Schnitzel mit Pommes hatte ich noch nie gegessen. Diese Qualität muss in diesem Restaurant wohl üblich sein, denn der Kellner traute sich beim abräumen der Teller nicht zu fragen ob alles in Ordnung war."

Der Konter seitens des Lokals Gräfin am Naschmarkt belegt ebenfalls einen der oberen Plätze, diesmal in Sachen Kundenliebe (Achtung, Ironie). "Ist schon eigenartig, dass das ganze Schnitzel aufgegessen wurde samt Salatgarnitur... Dein Freund hatte auch alles aufgegessen. Tja, es ist halt einfach, sich anderen Meinungen anzuschließen..." (Man thematisiert hiermit offenherzig, wohl eher unabsichtlich, die vielen anderen negativen Bewertungen.) Weiter geht es mit der Replik (die wir geglättet haben, was die Grammatik betrifft): "Auch 0 Euro Trinkgeld zeugen von eurem unkulturellen Wienaufenthalt. Vielleicht solltet ihr eine Benimmschule vor eurem nächsten Aufenthalt aufsuchen!!"

Lesen Sie hier, welches Wiener Lokal das Kulturgut Schnitzel jüngst zum Instagram-Star gemacht hat. Und welches Schnitzel sich eher für Puppen eignet, verraten wir Ihnen hier.

Kategorie 2: Das beliebteste Importgericht. "Worst Burger ever!"

Dem Schnitzel steht er in Wiens Lokalen nicht mehr viel nach, was Häufigkeit und Beliebtheit betrifft: der Burger. Wo man angeblich den schlechtesten Burger Wiens bekommt? Im Café Dreiraum. "Zwar appetitlich angerichtet, aber selten so einen schlechten Burger gegessen. Das Brot war eine Mischung aus hart, ausgetrocknet und an manchen Stellen matschig. Das Fleischlaibchen hatte die Konsistenz von zerkochten Fischstäbchen. Fettig und feucht-matschig. Trotz großen Hungers ließ ich den halben "Burger" zurück gehen, was der Bedienung nicht einmal ein Nachfragen bezüglich Zufriedenheit wert war. Selbst der minderwertigste Mc Donalds Burger wäre die bessere Wahl (und kostet 1/3)", schreibt der unzufriedene User. Das Lokal schafft übrigens gleich einen weiteren Superlativ auf der Plattform Tripadvisor: "Das Buffet war das spärlichste, das ich je bei einem Brunch gesehen habe."

Bange Frage: Ob die recht speziellen Burger dieses Lokals wohl den Geschmack dieses Kunden treffen?


Kategorie 3: Der Wiener Charme. "Schlechtester Kundenservice ever!"

Wir wollen Sie in diesem Fall nicht mit allzu vielen Details langweilen. (Wasserschaden im Lokal Freyung 4, Lokal hat Gästen mit Reservierung aber nicht abgesagt). "Schlechtester Kundenservice ever" entpuppt sich also einfach als gar kein Kundenservice. Jedenfalls findet der User: "So kann man ein Restaurant auch herunterwirtschaften! Kundenservice sieht für mich anders aus!"

Welchen originellen Service wir schon erlebt haben, lesen Sie hier.


Kategorie 4: Exotisches Essen. "Noch nie so schlechtes indisches Essen gegessen"

Mindestens jede zweite Pizzeria namens Da Mario oder Roma wird heute von Nichtitalienern, etwa Ägyptern oder auch Indern geführt und bekocht. Mindestens. Vermutlich ist es ohnehin jede einkommafünfte. In diese Namenskategorie fällt die Pizzeria Perryda zwar nicht, aber auch sie wird offenbar von Nichtitalienern geführt: "Noch nie so schlechtes indisches Essen gegessen" heißt es über diese Pizzeria. "Da war sicher kein Inder in der Küche. War extrem enttäuscht. Absolut kein Geschmack, was ungewöhnlich für deren Küche ist. Mein Freund hatte eine Pizza bestellt, die war gut. Aber bestellen werden wir dort nicht mehr." Diese Kritik sagt einiges über die heutige Wiener Pizzakultur aus (und ein bisschen etwas über die Intelligenz besagten Gastes): Man geht in eine Pizzeria, um dort einen Inder in der Küche zu erwarten. Indisches Essen bäh, Pizza aber angeblich gut. Was sagt uns das? Wir sind verwirrt. Es ist kompliziert.

Ein neues indisches Lokal stellen wir Ihnen hier vor. Und in dieser Pizzeria sind ganz sicher Italiener am Werk.


Kategorie 5: Alles. "Das schlechteste Lokal, in dem ich jemals war"

Selber schuld, könnte man meinen. Touristengegenden sind nicht unbedingt die besten, wenn man hohe Qualität erwartet. Der Lindenkeller in der Rotenturmstraße kann mit dieser offenbar auch nicht aufwarten. Aber wer geht auch schon in Lokale, die mit "vielen Schildern mit schmackhaften Wiener Spezialitäten vor dem Eingang" werben??

"Das schlechteste Lokal, in dem ich jemals war", titelt ein User. "Die Fritatten waren schon "ranzig", die Suppe eine Packerlsuppe ohne Geschmack. Schnitzel kam aus der Fritteuse - völlig ungewürzt und geschmacklos. Das beste war jedoch der Tafelspitz: auf Dessertellern servierte der Kellner den Tafelspitz für zwei Personen. Da er die Fleischstücke ungerecht aufgeteilt hat, meinte er, wir sollen das untereinander noch besser aufteilen. Der Kartoffelröster war eher ein Erdäpfelsalat/Gatsch. Einfach furchtbar."


Apropos Dessertteller: Wo man das Portionieren und so einiges andere auch nicht so ganz drauf hatte? Wir verraten es Ihnen hier.

(Red.)

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