"Herzblutschwestern" wirbeln Gourmetszene auf

Herzblutschwestern wirbeln Gourmetszene
Herzblutschwestern wirbeln GourmetszeneJulia Stix
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Sie mischen die heimische Gourmetszene auf: Junge Unternehmerinnen mit außergewöhnlichen Ideen und viel Eigensinn.

(c) Julia Stix

Vielseitig. „Mich kann man sicher nicht auf ein Produkt reduzieren“, stellt Maiwenn Paget (Bild oben) gleich einmal klar. Fest steht allerdings, dass ihr besonders die Konzeptphase eines Gourmetprojekts am Herzen liegt. Weshalb sie trotz ihres Alters schon mit einem Füllhorn an solchen aufwarten kann. Als Tochter von Büffelkäsemacher Robert Paget begann sie mit Käsepralinen für Caterings, hatte ihr eigenes kleines Delikatessengeschäft in Krems, „mozza & jazz“ genannt, kümmerte sich um den Paget-Hofladen in Diendorf am Kamp, brachte Schwangerschaftsschokoladen für die verschiedenen Bauchstadien auf den Markt, führt gemeinsam mit ihrem besten Freund das „Esslokal“ in Hadersdorf, das nicht zuletzt wegen der Fallenbilder von Daniel Spoerri bekannt wurde (und ab 2. April wieder offen hat), und organisiert dort unter anderem Veranstaltungen wie italienische Koch-Sprach-Abende. Bald kommt ihr zweites Kind auf die Welt, „und dann wird mir noch weniger fad werden“.
www.mozzaundjazz.at, www.bufala-connection.at
Maiwenn trägt ein Top von Schumacher.

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One-Woman-Show. Marmeladefans rührt sie zu Tränen, Datteln und Petersilie zu Pesto. Verena Stummer begann mit einem Stand auf einem Weihnachtsmarkt, mittlerweile ist sie mit ihrem Label „schön und gut“ ziemlich gut im Geschäft. Ihre ungewöhnlichen Pesti, Chutneys und Marmeladen entwickelt und kocht sie alle selbst, in der Küche ihrer Mutter, die in Oberösterreich ein Minilokal führt. Sie gestaltet die Verpackungen, füllt ab und regelt den Vertrieb. Nur das aufwendige Aufbringen von Papierhauben, Kordeln und Etiketten lagert sie an eine geschützte Werkstätte aus. Das alles bringt Stummer irgendwie neben ihrem Job als Grafikdesignerin unter, obwohl es „eigentlich zwei Vollzeitjobs“ sind. Ihre Produkte wie „Feurige Ananas“ „Mühlviertler Versuchung“ (Birnenmostgelee) oder „Pesto di barbabietola“ (aus Roten Rüben) sind mittlerweile ebenso bei „Porta Dextra“ zu haben wie bei „Tongues“ und „Schoggis und Wein“. www.schoenundgutessen.at
Verena trägt ein Top von Schumacher.

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Konsequent. „Ich sag immer, das war eine Schnapsidee.“ Vanessa Gürtler wirkt freilich nicht so, als bereute sie die Entscheidung, sich Vollzeit der Marke „Wodka Wanessa“ zu widmen. Sie studierte an der Slow-Food-Universität im Piemont und stellt nun gemeinsam mit dem Mathematiker und Schnapsbrenner Otto Hotzy jr. Dinkelwodka her, überraschend weich und geschmackvoll. Man verwendet Waldviertler Dinkel sowie Wasser aus einer geheimen Tiroler Quelle, die beiden machen alles von der Maische bis zu Verpackung und Vertrieb selbst. Noch. Fruit Shots in kleinen Marmeladegläsern ergänzen je nach Jahreszeit das Sortiment – „wir wollen autochthone Früchte wie Sanddorn wieder ins Bewusstsein rücken“ –, und die gleichen Gläser sollen in Lokalen, etwa im „Zimmer 37“ am Karmelitermarkt, als Trinkgefäße dienen. „Es darf beim Trinken durchaus handfest zugehen“, zeigt sich Gürtler genervt von wichtigtuerischem Nippen aus ebensolchen Gläsern. „Man darf ruhig über die Stränge schlagen. Das gehört einfach auch in unsere Kultur.“ www.wodkawanessa.com
Vanessa
trägt ein Oberteil von Crepaldi.

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Rastlos. Man fragt sich schon, wie sich ein solcher Lebenslauf in 28 Jahren ausgeht. Aber andererseits: bei der Energie, die Julia Kutas mitbringt, auch kein Wunder. Sie studierte Kulturmanagement in London, Kunstgeschichte in Wien, arbeitete in New York in der Kunstbranche, spricht fünf Sprachen und ist mit ihrem Mittagslokal „hiddenkitchen“ in der kleinen Färbergasse im ersten Wiener Bezirk sehr erfolgreich. Mit einem kleinen Team kauft sie ein, kocht (zu 90 Prozent mit Gemüse!) und verkauft beziehungsweise serviert 150 Portionen täglich. Acht Salate pro Woche gibt es, täglich eine andere Suppe, einen Eintopf, eine Quiche. Und seit dem „Schaufenster“-Shooting führt sie auch die „Bröselkekse“ (nächste Seite). Die Innenausstattung liegt Julia Kutas ebenso am Herzen wie die Tischware, für die sie auch mit der Modeschule Hetzendorf kooperiert. Für neue Rezepte geht sie auf Reisen und schließt dafür auch kurzerhand ihr Lokal. Dafür sperrt sie es an anderen Tagen außerhalb der Öffnungszeiten für Vernissagen auf. Sonst wäre sie ja unausgelastet.
www.hiddenkitchen.at
Julia trägt ein Top von Schumacher.

(c) Julia Stix
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Neu orientiert. Ursprünglich arbeitete Christine Rabanser als Medienforscherin, ist aber irgendwann draufgekommen, dass sie „was mit den Händen machen will“. Diese dürfen nun kneten, ausrollen, ausstechen, bestreuen, Kekse ins Rohr schieben und verpacken. Mit ihrem Label „Bröselkeks“ beliefert die gebürtige Südtirolerin Firmen, Cafés wie „Das Möbel“ oder „Tealicious“ sowie Geschäfte wie den Naturkostladen St. Josef im siebenten Bezirk. Rabanser will eine neue Art Kekse machen, „ein bisschen was von amerikanischen Cookies, ein bisschen was von unseren Weihnachtskeksen, ein Mittelding zwischen Keks und Kuchen, bei dem man kein schlechtes Gewissen haben muss.“ Das alles in Sorten wie Cranberry-weiße Schokolade, Rotwein-Anis, Ingwer, Schoko-Orange oder auch Grüntee, auf Wunsch, und in verschiedenen Formen. So weit wie möglich verwendet sie Biozutaten und „auf jeden Fall genug von allem“, wichtig sei das besonders bei Schokolade, „für einen richtig vollen Geschmack“. www.broeselkeks.com
Christine trägt ein Oberteil von Schumacher bei 08/15.

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