Die Testerinnen: Zwei Lokale im Neunten

Gute Gegend, schwierige Ecken: Zwei Lokale im Neunten.

Eine schwierige Ecke“, sagt das Servitenviertelkind. „Die schwierigste“, sagt Christian Leyerer, nicht ohne ehrgeizigen Stolz in der Stimme. Er führt die neue Pizzeria Riva, quasi die Ganzjahresdependence des Summerstage-Lokals, Ecke Türkenstraße/Schlickgasse. Dort also, wo sich die Rossauer Kaserne als riesenhaftes Bollwerk gegen bummelnde Laufkundschaft aufspielt und mehrere Lokale aufgegeben haben. Man muss schon wissen, dass hier jetzt wieder etwas offen hat. Das hat offenbar jeder mitbekommen, kurz vor 17.30 h warten schon einige Gäste vor der Tür. Kupferblechleuchten, Anita Ekberg und der Fiat 500 (kennen Sie das Spiel, bei dem man jemanden anstupsen muss, wenn man einen sieht?) auf rosa Papiertischläufern, rohes Holz, und nennen wir es unterschiedliche Wartezeiten, unterschiedliche Verbranntheitsgrade und lustige Formen bei den Pizze, die abgesehen davon doch sehr gut und nicht 08/15 belegt sind, etwa jene mit Artischockensalsa und Peperoncini. Sonst gibt es noch Antipasti sowie ein paar herkömmliche Desserts und ein verstörendes: Calzone mit Nutella und Mascarpone. Fehlte noch im Viertel, wird sich eine Zeit lang halten.

(c) beigestellt


Ein paar hundert Meter weiter oben eine zweite schwierige Ecke: Hörlgasse/Währinger Straße. Vorgänger waren Jin’s Sinohouse und das Como, wo man zuletzt sehr gut und direkt obszön günstig aß. Jetzt hat hier das Café Français aufgesperrt, Frühstück bis Club lauten die Öffnungszeiten. Typografie, Musik und Köche wären schon einmal französisch, bei den Getränken war’s mit der Kreativität offenbar aus. 
„Boah, das schaut gut aus“, kommentiert der Jimmy go lässig unter den Kellnern die servierte Hauptspeise, saftigen Lachs à la bordelaise (mit guter Rotweinsauce) und sehr österreichisch schmeckendem Gratin parisien. Auf die Frage, ob der Weißwein trocken sei, sagt er: „Ich koste vorher.“ Na dann!
An der geschmacklich puren Makrelen-Rillettes-Rolle (Rolle, warum Rolle?) klebt Folie, am Gaumen kleben Gräten- und Butterstückchen, der Vogerlsalat ist unmariniert und unnötig. Die Kruste der Crème brûlée ist dafür herrlich: hauchdünn und zersplitternd knusprig und von befriedigender Fläche.
Und der riesige Café-Français-Schriftzug draußen schreit den Wienern zu: „Bitte nicht übersehen, hier ist ein Lokal!!“

INFO

Pizzeria Riva, Schlickgasse 2, 1090, Tel: 01/3102088, Café Français Währingerstr. 6-8, 1090, 01/3190903

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