Die Testerinnen: Federico II

(c) Stanislav Jenis
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Federico II: Kurzurlaub im Grätzel.

(c) Stanislav Jenis

Vor einigen Tagen beim Stamm-Italiener Federico II schleicht sich Ivan, der Sohn des Hauses, mit der Speisekarte in der einen Hand und einem Restaurantführer in der anderen  an. Er schlägt den Guide  auf und fragt meinen Mann (!), ob er Ro Raftl sei und das geschrieben habe. Wie der Test denn ausgefallen sei, fragen wir. „Sehr gut“, meint Ivan. Wir klären ihn trotzdem auf, dass Ro Raftl eine Frau ist – eine, die nicht hier am Tisch sitzt. Zumindest über die am Tisch herrscht jetzt aber Klarheit. Im Grätzel-Ristorante geht es stets molto italiano zu. Karierte Tischtücher, Rai auf dem Flatscreen, Averna aufs Haus. Bei Stress kann es mit dem Essen schon einmal dauern, es kann laut sein und konfus. Wenn Zeit bleibt, erzählt Ivan händefuchtelnd von seiner Heimat Apulien. Von dort lässt die Familie auch einen Großteil der Produkte anliefern. Der Prosciutto aus Faeto, die hellen, großen Oliven aus Lucera, die Salsiccia oder die cremige Burrata bei den Antipasti. Dazu ein Korb voll Focaccia mit Meersalz und Rosmarin – frisch aus dem Feuer. Damit sind wir schon beim Hauptgang – Pizza! Pappa Esposto war bis vor Kurzem der Chef hinter dem mitten im Lokal platzierten Holzofen. Nun hat der Schwiegersohn die weiße Mütze übernommen – mit gleichem Ergebnis. Die Pizza dünn und knusprig, mit nicht zu viel und nicht zu wenig Belag – egal, bei welcher Sorte. Ich habe fast jede probiert. Mamma Esposto liefert apulische Pastavariationen. Einer ihrer Klassiker: Cavatelli alla barese – handgemachte, ohrförmige Nudeln, bissfest, klaro, mit Bohnen und Miesmuscheln. Das ist Kurzurlaub mit dem Gaumen. Oder die Spaghetti Carbonara, bei denen Ivan stets predigt, dass sie ohne Obers auskommen. Wie in Italien eben. Speck, Parmesan, Ei, Pfeffer, fertig. Geschmacklich fehlen diese Kalorien jedenfalls nicht. Neu im Programm: feines Saltimbocca und Rindsfilet auf dem Vulkanstein gegrillt. Zum Sattwerden sollte man zu den drei scharf angebratenen Stücken aber besser Gemüse bestellen. Sollte mich Ivan je auf diese Kolumne anreden, muss ich ihm noch sagen: Das Raucherzimmer nervt. Und „Schokonmandel kuche“ im Online-Menü – das geht besser ohne Übersetzungsmaschine. Vor allem, weil die Torta Caprese ja auch hausgemacht ist . . . 

Tipp

Federico II. Krieglergasse 14, 1030 Wien, Tel: +43/(0)1/710 40 86, Restaurant: Di–So, 11.30–14.30, 17.30–23.40 Uhr.

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