Die Testerinnen: L’Ase

(c) Teresa Zoetl
  • Drucken

Katalanische Tapas im Do-it-yourself-Ambiente.

(c) Teresa Zoetl

Vielleicht sollte man mir keine Lokale empfehlen. Es hat schon einmal nicht so geendet, wie sich das die Empfehlerin vorgestellt hat: „Ein immer leeres Lokal, aber sehr gut“ entpuppte sich als volles Lokal, aber weniger gut. Und auch diese Woche kann ich die Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Dabei hatte alles gar vielversprechend geklungen: „Endlich ein super Spanier in Wien! Echt! Und ich bin wirklich kein großer Fan der Tapas-Cuisine.“ Vor allem letzterer Satz, dem ich nur mit „Ich auch nicht“ zustimmen kann, lockte an den Volkertmarkt im zweiten Wiener Bezirk. Bevor Sie jetzt einen erbarmungslosen Verriss erwarten, die Entwarnung: Schlimm war es überhaupt nicht. Nur nicht so grandios wie erhofft. Die Erwartungshaltung ist ein Hund. Oder ein Esel.
Das L’Ase ist ein katalanisches Tapas- und Weinlokal mit spartanischem Do-it-yourself-Ambiente: zwei langbeinige Tische, Bretter entlang der Wand, an denen man auf Hochsesseln und -hockern sitzt. Den namens- und logogebenden Esel würde man hier nie zu Tisch bringen, erfahren wir auf die semiprovokative Frage des Tischgenossen. Welche Tapas es gibt, ist auf einer Tafelwand abzulesen: gefüllte Oliven, Aioli amb Pà, marinierte Sardellen, Kleingerichte also, die jetzt per se nicht rasend außergewöhnlich, aber zumindest sehr in Ordnung sind. Die Farcellets aus Zucchinischeiben und Paprika, mit absolut neutraler Kichererbsencreme gefüllt, werden von äußerst akkurat geschnittenen Gemüsewürfelchen begleitet. Hübsch. Als größeres warmes Gericht kommt ein mit Bechamel überzogenes und paniertes Lammkotelett zu Tisch, bleich gebraten und von lange gegarten braunen Saubohnen begleitet. Tolle Fleischqualität, aber den Rest verstehe ich vermutlich einfach nicht. Die Konsistenz des Oktopusarms an sich ist sehr gut, die dazu servierten mehligen Erdäpfelscheiben sind umso freudloser. Ausgezeichnet dafür die üppige Crema Catalana amb ruibarbre. Drei offene Rotweine muten für eine Weinbar wenig an, und allein zum Ninot von Celler de Capçanes, jener Kellerei, die durch die Produktion von koscherem Wein für Barcelonas jüdische Gemeinde gerettet wurde, gäbe es mehr zu sagen, als dass die Region Montsant „in Barcelona gerade beliebt“ ist.

Tipp

L’Ase, Rueppgasse 24/Ecke Volkertstraße, 1020 Wien, Tel.: +43/(0)660/364 988 50, Di–Sa: 17–24 Uhr.

Mehr Kolumnen auf: →Schaufenster.DiePresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.