Die Testerinnen: Didi Dorner

(c) Werner Krug
  • Drucken

Zwischen Engeln lauert die Seligkeit mit göttlichen Saucen.

(c) Beigestellt

Info

Designmonat in Graz. Alles noch fescher als sonst hier – Lasercut-Workshop im Hotel Daniel, junges tschechisches Design im Designforum, Design, Design, Design. Allerbestes Kontrastprogramm für diesbezüglich Übermüdete: das Restaurant von Didi Dorner – zumindest drinnen. Discokugel in der Ecke, darüber eine Engelsfigur. Noch mehr Engelsfiguren. Ein vergessener Weihnachts-Elch auf der Bar. Sehr bunte Bilder, die von einem Mag. art. gemalt sein könnten. Nichts, was auf die große Küche hinweist, deren Zeuge man hier wird.
Zuerst glaubt man ja, man ist falsch. Zwar ist auf dem rostfarbenen Tor am Karmeliterplatz sehr wohl zu lesen, wer hier kocht, allein, nach dem Eintreten in den Hof sieht man sich nur mit einer Reihe Mofas und dem Eingang zu einem Abstellraum konfrontiert. Also wieder hinaus auf die Straße, „hier kann es ja nicht sein“, sagt die Tischgenossin, um die Ecke geschaut, nichts. Wieder zurück hinein in den Hof und jetzt einen Blick um die Ecke gewagt – hier kocht also Didi Dorner seit ein paar Jahren. Um ihn ist es ruhig geworden, obwohl der Mann ja durchaus interessant ist. Nicht nur, weil rund um ihn herum bekanntlich alles orange ist – Kochkluft, Armbanduhr, Nike-Schuhe, Lampen. Vergleiche mit Müllmännern sind nachvollziehbar, aber nicht sehr nett, weshalb sie unterlassen werden sollten. Das, was Didi Dorner kocht, hat mit Müll absolut gar nichts zu tun. Im Gegenteil. Im Entrée werden die Abendgäste auf einer Tafel mit Namen begrüßt, das hat etwas von einem Wellnesshotel. Und eine Wellnessbehandlung ist ein Menü hier auch: erholsam klassisch, unaufgeregt und fabelhaft gekocht – diese Saucen! Man kann nur die Menügröße wählen, dann folgt, was Dorner eben kocht. Die Engel im Blick, bekommt man Dorners Signature Dish, ein unfassbar cremiges Trüffelei, auf einem Stück Kunstrasen serviert. (Dieser Jungdesignereierbecher passt zufällig gerade zum Grazer Designmonat.) Es gibt – Achtung, Klassik! – Spitzmorcheln mit Spargelspitzen, Rotweinbutter und Madeiraschaum. Es gibt – Achtung, passé! – auf der Haut gebratenen wildfangfesten Zander mit Ratatouille und Thymianschaumsauce. Und so fort. Man ist einfach nur baff. Und nimmt sich vor, öfter nach dem Kon-trastprogramm zu suchen.

Didi Dorner, Karmeliterplatz 5, 8020 Graz, Tel.: +43/(0)316/607 449 06 50, von Mi bis Sa: ab 19 Uhr.

Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.