Süffiges mit Hand und Fuß in der ehemaligen Länderbank.
Tipp
Ein Luxushotel wie das neue Park Hyatt am Hof zieht naturgemäß den Unmut vieler auf sich. Noch dazu, wenn der geradezu unheimlich erfolgreiche René Benko dahintersteckt. Es hat System, dass man auch gleich den Restaurants solcher Häuser, die gern mit dem Wort Protz charakterisiert werden, die Pfui-Keule überzieht. Frei nach dem Motto, wo Geld dahintersteckt, kann man keine Gastronomie mit Herz finden. Eine sichere Bank ist es hingegen, jedes improvisierte Mikrolokal ohne Geldgeber im Rücken diensteifrig zu loben. Egal, wie dilettantisch Küche und Service sind.
Apropos sichere Bank: Das Restaurant des Park Hyatt nennt sich The Bank. Also Se Bänk (jetzt würde fast noch ein Wortwitz mit Benko passen). Dass dieser Name für Wiener – jedes zweite Luxushotel will „ein Haus für alle Wiener sein“ (oder so ähnlich) – nicht leicht auszusprechen ist, wurde weniger gut überlegt. Das Küchenkonzept schon eher.
Stefan Resch traut sich, im Kassensaal der ehemaligen Länderbankzentrale auch mit nicht mehrheitsfähigen Zutaten zu kochen – Schnecken, Blauschimmelkäse, Leber. Gut, die Liebkinder Burrata, Tatar und Schokogateau sind auch mit von der Partie, aber man kann ja etwas anderes bestellen. Übrigens, ohne arm zu werden. Zum Beispiel Schneckenfrikassee, vielleicht der Höhepunkt: ein mit Zitrone auf duftig getrimmter Porridge aus Emmer mit einer Blanchette. Darauf Schnecken und – schlaue Idee – die quasi geschwisterlichen, weil exakt gleichformatigen Sot-l’y-laisse, also Pfaffenstückchen vom Huhn. Ein Gang völlig ohne Anrichte-Kinkerlitzchen, dafür aber äußerst . . . (was ist das feststoffliche Pendant zu süffig?) Der konfierte Saibling wird mit Gemüse in einer idealtypischen Escabeche-Marinade serviert, Kalbsleber darf kurz auf den Rost, was der Zartheit keinen Abbruch tut, aber dem Aroma auf die Sprünge hilft. Vom Drehgrill gibt es ein solides Stubenküken – eine alles andere als kleine Portion um 23 Euro – oder eine Kalbsstelze für zwei. Die Maultaschen mit ihrem halbrohen Teig sollte man noch überdenken. Der Weinkarte täte ein bisschen Reifemut zwar gut, dafür schenkt der überaus freundliche Service Fred Loimer aus der Magnum offen aus und auch sonst so einiges mit Hand und Fuß. Vermutlich ist es auch spießig, das zu mögen.
The Bank, Am Hof 2, 1010 Wien, Tel.: 01/227 40-1234-0, Mo bis Sa 12 bis 15, täglich 18 bis 23 Uhr
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