Die Testerinnen: Marina Restaurant

(c) Stanislav Jenis
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Ein Essen mit viel Wellengang an der Marina.

(c) Stanislav Jenis

Zum perfekten Zeitpunkt für das Marina Restaurant gehören: ein kitschiger Sonnenuntergang und eine Reservierung. Zweimal gescheitert. Ohne Reservierung gibt’s keinen Platz auf der Donauterrasse – von der just in dem Augenblick alle Gäste wegen eines drohenden Gewitters flüchten. Normal schmeißen in diesem Chaos 90 Prozent der Wiener Kellner die Nerven weg. Hier schlägt der ungeplante Stresstest an der Servicechefin fehl. Sie stand lang unter der Fuchtel von Attila Dogudan und Kitzbühels Fünfsternhotellerie. Das prägt. Nur beim Kellner rennt noch der Wiener Schmäh. Auf die Frage, ob die neue Terrasse jetzt größer sei, antwortete er mit: „Egal, wir schwimmen immer.“ Auch egal, solange es keiner merkt. Und solange wir einen Tisch drinnen ergattern. Am Herd steht neuerdings Clemens Kobler. Er wechselte vom Hotel Sacher an den Donauhafen und setzt auf Wiener Küche, Maritimes und Mediterranes. Das klingt nicht nur nach Presseaussendung. So stand es auch in selbiger. Viel aufregender ist die Karte (kopierte Zettel auf einem Klemmbrett) leider auch nicht. Fangen wir mit dem Mediterranen an: Zum 2,50-Euro-Gedeck kommt eine locker-leichte Olivencreme mit Brot. Die Pasta Pomodoro als Vorspeise ist von der Paradeissauce her in Ordnung, aber die Spaghetti sind vom Al-dente-Status ungefähr so weit entfernt wie die Donau von Italien. Ad maritim: An den Jakobsmuscheln am Spieß gibt’s nichts auszusetzen, auch das Spargelrisotto ist richtig kernig und gut. Wenn es ums Meer geht, stehen sonst nur Miesmuscheln auf dem Plan. Der Blick aufs Wasser macht eigentlich Lust auf mehr. Als einziger heimischer Fisch wird Zander geboten – als gebratenes Filet mit glacierten Karotten und Wasabipüree. Bloß wurde das arme Tier zu stark gemehlt und gewürzt, bevor es in die Pfanne kam. Die Karotten waren zu süß, das Püree war dafür sehr fein.

Aus dem Register Wiener Küche bestellen wir Tafelspitz. Das Fleisch weich und saftig mit ein bisschen Wurzelwerk drauf, dazu eine einwandfreie Schnittlauchsauce und Apfelkren, der leider nicht mit frischen Äpfeln, sondern wegen der Haltbarkeit mit Apfelmus zubereitet wurde und damit die ganze Säure verliert.

Draußen schwimmt wenigstens der große Frachter gegen den Strom.

Info

Marina Restaurant, Handelskai 343, 1020. Tel.: 0660/507 48 42. Große Karte 11.30–14 und 17.30–21.30 h

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