Die Testerinnen: Ladies who Lunch

(c) Stanislav Jenis
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Ganz ergriffen in Magdas Kantine.

Dauernd wird man enttäuscht von diesem Leben: Weder werden einem in Magdas Kantine von langhaarigen Büßenden die Füße gewaschen und gesalbt. (Worauf mich nicht einmal mein blondes Lunch-Date hinweist – wozu bitte nimmt man extra eine Reli-Lehrerin mit, wenn sie ihre theologischen Pflichten dann derart vernachlässigt? In eine neue Caritas-Kantine mit Namen „Magda“, hallo?) Enttäuschung drei: Noch schmeckt es hier so, wie man sich vorstellt, dass es in einer Caritas-Kantine zu schmecken hat. Die klare Gemüsesuppe ist kein trübes Wässerchen, sondern eine der geschmacklich dichtesten Gemüsesuppen, an der ich arme Sünderin je nippen durfte, mit deftigem Stangensellerie und kleingehobeltem Wurzelgemüse. Und das selbstgemachte Zwetschkeneis mit eingelegten Früchten zum Schluss erwartet man hier echt auch nicht. Genau wie die zwei Löffel, die ganz selbstverständlich zu unserer Einzelportion gebracht werden – ja, teilen ist angesagt, Frau Lehrer! Aber die war sowieso eher auf meine saftigen, pfeffrigen Krautfleckerln scharf, die ich natürlich sofort demütig gegen das für Wiener Verhältnisse schön scharfe Puten-Curry eintauschte.

(C) Beigestellt

Das auf der Karte angekündigte Kalbsgulasch erstand am Tisch zwar kommentarlos als Rindsgulasch wieder auf, es war trotzdem köstlich, cremig, paprikalastig, von Spätzle und Petersil begleitet. Bleibt noch die Frage – wo ist diese Magdalena? Und wo ihre heilige Kantine? Magda steht wohl für die schwer Vermittelbaren, die hier von einem Profi-Team (Koch Patrick Sowa, Service Ruben Turner) ausgebildet werden. Und sie sind dort, wo sie wirklich gebraucht werden, in der ehem. Ankerbrot-Fabrik. Nicht einmal einen Kaffee hat man im Favoritner Kulturareal bisher gekriegt, gastronomisch total ausgesetzt war der ganz anders sozialisierte Kunst-Wallfahrer hier. Dass diese Lücke mit täglich zwei günstigen Menüs (ab 7,40 €) jetzt gerade ein Caritas-Projekt schließt und nicht irgendeine Selbstnutz-Edel-Rösterei ist tatsächlich klug, klug, klug. Und schön noch dazu, vom Designkollektiv Ritt/Spitzer mit alten Türen als zierlichen Garderobe-Paravents und weiß gekacheltem Büffet gestaltet. Magda schau oba. Bei dir isst man ausgezeichnet. Und die Asche vom Haupt waschen wir uns selbst.

Magdas Kantine

ehem. Ankerbrot-Fabrik, Absbergg. 27, 1100 Wien, Tel. 01/600577221, Mo–Fr. 8–18 h
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