Die Testerinnen: Petz im Gußhaus

(c) Stanislav Jenis
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Ladies Who Lunch. Beim Petz im Gußhaus.

Ich gestehe. Erstens, keine Wirtshausgeherin. Zweitens, kein Innereien-Freak (auch wenn man als Gastrokritikerin anscheinend hyperventilieren muss beim Biss in die Milz, sorry, nein). Und dann soll gerade ich ins neue Lokal vom Meister der neuen Wiener Küche, Christian Petz, der sich das bisher unauffällige, ein wenig düstere Restaurant Gußhaus hinter der Karlskirche geangelt hat. Die hungrige Schwangere, die ich mir wohlweislich geangelt hatte, ließ mich kurzfristig sitzen, launisches Biest. Also standen nur zwei zartere Damenmägen ein wenig ängstlich zur Verfügung.

Man schrieb Tag zwei nach der Eröffnung, Lunchtime (da geht auch im sonst praktisch ausreservierten ersten Monat übrigens immer noch was), der Blick fällt als Erstes aufs Tagesmenü – 17 Euro für zwei Gänge, 23 für drei.

(c) Stanislav Jenis

Jetzt fängt dieser Text schon an, sich ein bisschen zu entspannen. Das Ganze hat Witz! Der geschmorte Kruspelspitz kommt mit Kohlsprossen und Püree noch total klassisch daher. Genau wie die Beiriedschnitte mit der Café-de-Paris-Kräuterbutter, mein Lieblingsessen aus der Paris-Bar in Berlin. Statt geiler selbst gemachter Pommes gibt’s bei Petz aber nur ganz spartanische Stangenselleriescheibchen, ein bisschen fad. (Dafür hängt wie in Berlin richtig gute Kunst an der Wand vom Speisesaal, lakonische Gemüse-Fotos von Cy Twombly aus dem Mumok-Shop, das nächste Mal bleib ich trotzdem gleich beim Eingang sitzen und zwar auf dem Polsterbankerl an der Bar, meinetwegen noch am Stammtisch – aber wo bleiben jetzt Witz und Essen?) Genau.

Der Witz ist das Zitat von scheinbar Ewiggestrigem wie dem Shrimpscocktail, der bei Christian Petz dann ein Häufchen zarter Nordsee-Crevetten-Salat mit Thousand- Island-Sauce ist. Das Vitello Tonnato, das hier Vitello Dorschato heißt (mit Dorschlebermayonnaise). Die Ravioli, die als Milzagnolotti mit Salbeibutter daherkommen. Ja, die Milz. Dafür ist der Pastateig großartig bissig. Ich hyperventiliere lieber bei den Desserts. Die Apfeltarte mit Karamellobers war schon fein. Aber noch nie hab ich solche Topfenknödel gegessen (mit Ingwerquitten!). Das ist gut geworden hier für ein Wiener Wirtshaus. Ziemlich sehr gut sogar.

Info

Petz im Gußhaus, Gußhausstraße 23, 1040 Wien, Tel: 01/5044750, Di–Sa, 11.30 bis 24 Uhr, Küche bis 22 h


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