Die Testerinnen: Lucy Wang

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Verrucht, französisch und asiatisch auf Hochglanz.

Haben Sie auch nichts vergessen?, fragen die ÖBB auf den kleinen Bildschirmen im Großraumwagen Wien–Innsbruck, Innsbruck–Wien. Dieselbe Frage sollten die reizenden Servicemitarbeiter im neuen Lucy Wang in Innsbruck stellen. Eine Restaurantkritik ist an sich kein Platz, um bedenkliche Tipps zu geben, wie man kostenlos an ein neues Smartphone kommen kann. Aber unter uns, das neue Lucy Wang in Innsbruck ist ein heißer Tipp. Wie viele glänzend schwarze iPhones wohl schon in der verruchten Schummrigkeit auf den glänzend schwarzen Tischen übersehen und liegen gelassen wurden? Das Serviceteam hat auch in dieser Hinsicht wohl eher keinen Überblick.

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Das Lucy Wang gehört zur Zhero Hotel Group, Filialen sind auch in Ischgl und Palma de Mallorca zu finden. Man zitiert ein bisschen die Restaurantketten Nobu und Sushi Samba und versucht sich sonst in einer schlüpfrigen Mixtur aus Französisch und Ostasiatisch. Aus Paris hat man Trüffelscheiben fürs Spargel-Sushi, Louboutin-Heels für das asiatischstämmige Model auf den Bildern sowie die Preise übernommen, aus Ostasien hingegen die altehrwürdige Tradition, labbrige Minifrühlingsrollen aufzuspießen und den Stick elegant durch ein Dekobananenblatt in ein mächtiges Stück Miso-Kabeljau zu rammen (36 Euro, immerhin, der Fisch selbst war sehr gut).

Aus welchem Land die Idee kommt, völlig ungesäuerte Hummerstücke heiß zu servieren und das Ganze perfiderweise Ceviche zu nennen, ist indes unklar – wer ist noch einmal der Feind Perus? Ebenfalls nicht zu eruieren ist der Ursprungsort der Sitte, ein Hummerceviche mit Mizuna, Avocado und Basilikum auf die Karte zu schreiben sowie eine Salatvariation mit Ente à l’Orange mit Granatapfel und Mango und dann zwei identische und übersüßte Rucolahaufen mit Mangowürfeln und Granatapfelkernen zu servieren. Nur dass das, was am Schüsselrand liegt, einmal heiße Hummerstücke und einmal heiße Entenscheiben sind. Immerhin sind das New-Style-Sashimi von der Gelbflossenmakrele und die Ebi-Ten-Roll mit Garnelentempura, Avocado und Lachs schwer in Ordnung, die Gäste absolut nicht nachlässig gekleidet und die Glühfadenbirnen sehr fesch. Und mein Handy habe ich auch mitgenommen, danke der Nachfrage.

Tipp

Lucy Wang, Erlerstraße 17–19, Innsbruck, Tel.: +43/(0)512/359 0 91, Mo–Sa: 11.30–14, 18–1 Uhr.

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