Die Testerinnen: Das Loft

(c) Stanislav Jenis
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Frischzellenkur in Höhenluft: Das Loft.

Das Wort ist ähnlich attraktiv wie Putzpauschale oder Heizzuschlag. Und sorgt manchmal für ähnlichen Ärger: das Gedeck. Dass man etwas extra zu zahlen hat, ist man gewohnt. Und wird sich darüber kaum beschweren, wenn Brot und Aufstrich oder Amuse-Gueules oder Petit Fours oder auch alles davon zu Tisch kommen. Wenn es aber zum Konzept gehört, dass man Kleinstgerichte, quasi als kaloriengewordene Klatschzeitschrift im Wartezimmer, selbst wählt und für jedes vier Euro zahlt, ist es doch erstaunlich, wenn am Ende Gedeck verrechnet wird – nachdem man im Lauf des Abends nichts mehr dafür bekommen hat. Ist das Gedeck im Das Loft, wie das Lokal im Sofitel jetzt heißt, also versteckte WC-Benützungsgebühr? Kellner-Wegpauschale? Oder hat man nur nicht zu Ende gedacht?

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Hier im 18. Stock kocht seit Kurzem Fabian Günzel, zuvor Souschef im Coburg. Die Karte listet diverse Minigerichte wie einen Poularden-Dörrzwetschken-Spieß oder Reisbällchen, Brote mit Stockfisch und Tomatentunke (sic und sieben Euro) sowie viele Vor-, Haupt- und Nachspeisen, die sich keiner Region zuordnen lassen wollen – und das passt auch gut hierher. Was auf keiner international angelegten Speisekarte fehlen darf, ist Ceviche, und auch hier bekommt man es mit einer nicht zitrusgegarten Version zu tun. Aber roher Fisch heißt derzeit offenbar einfach Ceviche. Das Jakobsmuschelgericht schmeckt mit seiner duftig-kühlen Sauce aus Kokos, Limette, Chili und Ingwer sowie Paprikawürfelchen als Ceviche-Indiz dennoch richtig gut, ebenso wie die gefinkelt frisch gewürzte kalte Maissuppe mit Buttermilchschaum und dem Trendgemüse der Stunde, Mönchsbart (12 Euro). Den BBQ-Aal sollte man nicht auslassen – er wird mit säuerlichem Rübenkleinzeug, intensiv-ätherischer Zitruscreme und Haselnüssen serviert: So bildschön, dass man lang daran herumseziert, was zur Folge hat, dass die Säureelemente irgendwann in der Wahrnehmung überhandnehmen. Selbst schuld. Beim leicht übergarten Seeteufel mit sepiagefärbter Blutwurstsauce, leicht untergarten Karfiolstücken, Karfiol-„Couscous“ und Heringskaviar (30 Euro) ist die Unschärfe wohl dem für Günzel neuen hohen Gästeaufkommen zu schulden. Die geile Polenta mit Trüffeln und Ei, eine wuchtige Portion, gibt es hoffentlich im Winter auch noch. Wie auch den großartigen Sommelier Steve Breitzke.

Info

Das Loft im Sofitel, Praterstraße 1, 1020 Wien. Tel: 01/90616 8110, Restaurant: 12–14.30, 18–24 Uhr

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