Die Testerinnen: Petit Déj

(c) Stanislav Jenis
  • Drucken

Ein wenig désolées im Petit Déj.

(c) Stanislav Jenis

Die ganze Meute hat gelauert. Wochenlang, nein, monatelang umkreiste die gierige Pötzleinsdorfer Mamischaft mit Kinderwägen die Baustelle des ehemaligen Schlosspark-Cafés, der ehemaligen Wirtschaft, des ehemaligen Grappa-Italieners, der ehemaligen Parkraumbewirtschaftung. Sieben Lokale in 20 Jahren habe er hier schon kommen und gehen gesehen, merkt der Nobel-Kiosker am Spielplatz nebenan nur lapidar an. Jetzt hat also endlich das nächste geöffnet, das Petit Déj, also Petit Déjeuner, also kleines Frühstück respektive Lunch-Bistro gleich bei der Endstation 41. Ein ungarischer Gastronom, der in Budapest mit ähnlichem Konzept bereits mehrere Lokale namens A Table betreibt, hat hier seinen Wiener Testballon gestartet. Und unfassbar investiert in die schwierige Adresse. Denn die Pötzleinsdorfer Regimenter sind zickig, zu nobel darf’s nicht sein, zu billig nicht, zu alternativ, zu chic etc. Hartes Pflaster eben. Chic ist es jetzt doch geworden. Unsummen wurden in neue Deko-Fliesen, lange Vitrine, bunte (Garten-)Möbel, neue Toiletten, neue Küche, Mengen an französischem Revol-Geschirr gesteckt – das sind die scheinbar unabsichtlich eingedepschten bunten Keramikhäferln. Ja, der Schein, der dominiert leider, halb Pötzidorf ist ein wenig désolé.

Die Kurzfassung: Es ist sauteuer, aber die Qualität stimmt nicht. Das heißt, die Patisserie ist gut, das schafft der französische Koch perfekt, es gibt eine große Auswahl von Eclairs mit Pistazien, Kaffee, Praliné über Tartelettes mit Birne, Heidelbeer, Zitrone bis zu luftigen Blätterteigschnitten (Mille-Feuille) etc. Auch die Croissants und das Pain au Chocolat sind formidable. Das Problem liegt im Pikanten, die Hollandaise über den Eiertoasts (Bénédicte oder Florentine) ist zu essiglastig, die zu den meisten Gerichten servierten lauwarm-fetten Braterdäpferln wären einfach ersatzlos zu streichen, das Taboulé ist zu süß und trocken. Dafür ist das Service noch überaus freundlich (und unausgelastet), die frischen Limos herrlich, der Kaffee trinkbar. Die Preise aber (Frühstück ab 9,90), die sind incroyables, da kann man im Ersten noch billiger französisch déjeunieren. Es gehört also nachjustiert. Dann sagen wir herzlich Bienvenue!

Info

Petit Déj, Pötzleinsdorfer Straße 67, 1180 Wien, Mi–So: 8–22 Uhr

Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.