Die Testerinnen: Tian Bistro

(c) Christine Pichler
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Ladies who lunch. Jung und arm im neuen Tian Bistro.

Das Lux war schon eine Institution am Spittelberg. Wegen der Küche wäre es nicht gewesen, aber die Location mit dem überdachten Durchhaus war echt genial. Nach über 20 Jahren löschte man im Frühjahr trotzdem endgültig das Lux aus. Und Investor Christian Halper quartierte – nach einem in München und einem im Kunsthaus Wien – hier sein drittes Tian Bistro ein. Der exzentrisch wirkende Knabe, der seine Superfund-Anteile ziemlich gut verkauft haben muss, brachte unter diesem Label in Wien immerhin die vegetarische und vegane Küche auf Haubenniveau. Das Tian in der Seilerstätte, unter der Galerie Krinzinger, ist der wahr gewordene Gourmettraum eines Millionärs mit Ochsenherz statt Entenleber – es hat Stil, Witz (Kristallluster mit Biomaterial verwoben) und drei Hauben (Paul Ivic). Zu Mittag kommt man hier zwar auch allein nicht unter 30 Euro weg, aber man bereut sie zumindest nicht.

(c) Christine Pichler

Umso weniger versteht man angesichts dieser Exzellenz dann die Bistro-Idee, die als „junge Linie“ des Tian verkauft wird. Was vor allem Flammkuchen, Burger und Salat bedeutet, also fad. Das ist im Kunsthaus-Bistro genauso wie im neuen Lux-Tian oder Tian-Lux am Spittelberg – im Boden steht noch der alte Name in Stein gelegt, und auch die Einrichtung hat man „recycelt“. Auf gut Deutsch also nicht verändert. Das muss man sich, in Nachbarschaft von megadurchdesignten neuen Lokalen wie dem Kussmaul, erst einmal trauen. Dieser Mut verlässt einen dann schnell zwischen Veggie-Gulasch und ­Erdäpfelpuffer. Beim Caesars-Salat (7,50 Euro) sind einzig die kleinen frittierten Stückchen interessant, die sich als nussiges Tempeh herausstellen (nein, Sie möchten jetzt gar nicht so genau wissen, was das ist, was so gesund ist). Beim „Spittelburger“ ­­(9 Euro) bleibt die Laberl-Provenienz dafür im völlig Unklaren, und die selbst gemachten Fritten sind dafür recht letschert. Die in einer Kombi aus zu fett und zu trocken in Gläser gefüllten Creme-Desserts sind dann umso enttäuschender, wenn man am Mittag zuvor im Tian-Hauptsitz beim Ronacher gerade einen so himmlischen Zwetschkenknödel gegessen hat. Also lieber alt und arm im Tian. Als jung und arm im Tian Bistro. Immer noch.

Info

Tian Bistro, Schrankgasse 4, 1070 Wien. Tel. 01/5269491. Mo–Do 9–23, Fr–Sa 9–1, So 9–22

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