Die Testerinnen: Hiddenkitchen Park

(c) Christine Pichler
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Gar nicht versteckt im Dritten.

(c) Christine Pichler

So viele Lokale im Stadtteil Wien-Mitte, doch glücklich satt wird man hier selten. Gleichgesinnte Hungrige trifft man abwechselnd im Vapiano (ewiges Anstellen für pseudofrisches, mehr oder weniger italienisches Essen), beim Do-&-Co-Ableger Henry (Catering, das für reduzierte Geschmackswahrnehmung auf 10.000 Metern Flughöhe gewürzt wurde), im Ramien go (der Koch zuckert mir zu gern), ab und zu im MaschuMaschu auf Falafel und ziemlich oft im Joseph Bistro. Dort war’s auch schon einmal besser. Jetzt hat die Hiddenkitchen eine Dependance im Grätzel eröffnet. Und zwar gar nicht so versteckt wie in dem Gasserl im Ersten. Das runde Portal des Gemeindebaus wurde hübsch restauriert, drinnen hängen passende Lampen, die von der Chefin eigenhändig bei der Bestattung Wien abmontiert wurden. Die alten Töpfe und Kannen in der Auslage wirken liebevoll zusammengetragen. Die Karte wechselt täglich. Als Hauptgericht steht gerade Curryhuhn (weiches Fleisch, zu zart gewürzt) auf der Tafel und eine Süßkartoffelquiche (Kategorie Seelenfutter). Main & Salat gibt’s ab 8,80 Euro. Die Salatparade ist enorm. Ja, hier wird mit Freude am Experiment gekocht. Die Mozzarella-Paradeiser kommen mit Feigen und Nusskrokant. Fenchel wird mit Nektarinen gemixt. Passt genauso wie der Curryhumus zu den Fisolen. Die gelben Rüben versinken in Dillrahm. Und die ungeschälten Babyerdäpfel bedecken ein cremiges Melanzani-Kaviarjoghurt und frischen Estragon. Zur Nachspeise gibt’s Chiapudding und Schokotorte. Der Pudding mit Himbeeren und Mandeln obenauf, ein Hammer, wenn man die schleimige Konsistenz aufgeweichter Chiasamen mag. Die Torte kassiert das Minus des Tages. Der Boden staubtrocken. Darüber eine Brachialglasur, die bloß an festgewordene Kochschokolade erinnert. Und weil wir grad am Meckern sind: Mir erschließt sich nicht, warum hartnäckig Kartoffeln, Tomaten und Auberginen angeschrieben werden. So viele Deutsche arbeiten gar nicht in den Büros rundum. Brunch verstehen wir dafür alle. Zielgruppe: Warmfrühstücker am Samstag. Die Stars: Elvis’ und Priscillas Porridge. Seines mit Banane, Erdnussbutter und Schokoraspel, ihres mit Feigenkompott, Brombeeren und Pistazien. Verstecken muss sich die Küche dafür nicht.

Tipp

Hiddenkitchen Park, Invalidenstr. 19, 1030 Wien, Tel. 01/9716093, Mo–Fr, 8–18.30, Sa, 10–16 Uhr

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