Die Testerinnen: Chalet Möller

(c) Anna Burghardt
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Lehrlingizismen und niedrige Preise: das Chalet Möller.

(c) Anna Burghardt

Ob man vielleicht einfach nichts schreiben könne, das wäre ihnen lieber. Der Fotograf könne schon kommen, wenn er unbedingt will, aber eben, vielleicht könne man auf einen Besuch ganz verzichten, es gab schon eine nicht so positive Kritik, deshalb. Da tat Roman Möller, der das neue, nicht unprotzig umgebaute Chalet Möller im Schottenhof im Wienerwald führt, der Testerin fast schon leid. Der Fotograf ließ sich dann per Telefon versichern, dass er doch kommen durfte, er kam also, wurde vor Ort aber mit einem Indoor-Fotografierverbot konfrontiert. Da schrumpfte das Mitleid ein wenig. Keine allzu positiven Schwingungen also vor dem Essen. Aber man kann Team und Gästen sagen: Fürchtet euch nicht! Manches ist ja ganz in Ordnung. Etwa, dass man im Mantel zum Tisch geführt wird. Die Baumarkt-auf-edel-Lampen leuchten schließlich so kalt auf das kühle Pastellgrün der Samtbänke herunter, dass man vielleicht noch froh ist über den Mantel. Oder dass die Teller trotz Aufforderung per Besteck-Code ewig nicht abserviert werden: Vielleicht bekommen wir ja wieder Hunger, während wir darauf warten, dass endlich wieder einmal ein Kellner vorbeikommt. Und es ist auch sehr in Ordnung, dass ein Abend hier so billig ist. („Billig“, meint die Tischgenossin angesichts der offensichtlich gut situierten Gäste, „wollen die das hier aber sicher nicht genannt haben.“)
Das Essen ist gar nicht so übel (bis auf das Schilchersorbet mit sinnlosem Traubenespuma, das nur nach Gummibärchen schmeckt). Allerdings: Auf der Karte wimmelt es vor affigen Lehrlingizismen, also unreflektiert eingestreuten Ach-wie-chic-Elementen. Espumas, klar, Crumbles, Sakurakresse und „Malto“ (ein Molekularküchenpulver, das wiederum aus Öl Pulver macht). Zum etwas überwürzten, aber sonst erfreulich altmodischen Kürbis-Dill-Ragout (13,70) gibt es Polenta und Dillespuma. Die „Krautfleckerl-Interpretation“ (11,90) mit Schinkenschaumreduktion (was soll das sein?) entpuppt sich als große, bissfeste Ravioli, gar nicht schlecht. Das sehr gut gemachte Thunfischtatar mit Avocadotupfern und Yuzucreme ist eine großzügige Portion um fast obszön günstige 9,50 Euro, der erfrischende Papaya-Avocado-Salat kommt auf 7,40. Irgendwie seltsam, dieses Chalet Wohltäter.

Tipp

Chalet Möller, Amundsenstraße 5, 1140 Wien. Tel. 01/4842163, Mi–So ab 11.30 Uhr.

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