Die Testerinnen: Goldfisch

(c) Christine Pichler
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Ziemlich nah am Wasser: im Goldfisch.

(c) Christine Pichler

Wien fühlt sich momentan tatsächlich perfekt an. Hochzufriedene Menschen, wenn man den Umfragen glaubt. Günstiges Wohnen, wenn man die Preise mit anderen Metropolen vergleicht. Fantastisches Essen, wenn man an die kulinarischen Wüsten der 1980er und 90er zurückdenkt. Für mein persönliches Glücksgefühl würde eigentlich nur noch der Zugang zum Meer fehlen. Genau den verspricht jetzt der Goldfisch – so heißt ein neues Fischverkaufsimbissnahversorgerrestaurantgemisch im Achten, das für Möchtgern-Seefahrer gleich die Koordinaten durchgibt: 48° 20’ N 16° 35’ O. Landratten finden die Adresse unten. Quereinsteigerin Petra Goetz-Frisch und Weinhandelsveteran Sebastian Slavicek haben das hybride Bistro gegründet. Optisch entert man hier einen reduzierten Feinkostladen mit großen Fenstern, hübsch angerichteter Fischtheke und einer Tafel, die die feine Auswahl an frischer Ware mit Kreide auflistet – wie heimische Naturparkforellen oder Bio-Branzino von Irena Fonda aus Piran. Dann stehen da noch ein Weinregal, fünf Tische und eine Bar, hinter der Harald Anzböck (zuvor Hotel Lamee) kocht. So viel zum Goldfisch-Aquarium. Die Deko beschränkt sich auf eine Lehrtafel zum Thema Wanderfische und das passende Outfit der Crew-Chefin: Gold-Sneakers und Breton-Top. Los geht’s mit drei Crostini mit sardischen Sardinen und unterschiedlichen Toppings. Taugt auch bloß als Zwischendurchstärkung für Locals mit einem Glas Chardonnay vom Altenburger, einem Theresianer Bier aus Triest oder einer Pona-Limo aus Orangen vom Fuß des Ätna. Superflaumig gelingt der Saiblingstoast mit Koriander-Mayonnaise, bravo, so schauen Fischstäbchen 2016 aus. Eine Lerchenfelder Fischsuppe, mit richtig festen Happen darin, findet man genauso auf der Karte wie Linguini im Kokos-Ingwer-Sud und Scampi. Wenn schon Italo-Thai-Fusion, dann aber bitte gleichberechtigt: Kokos und Ingwer dürfen ruhig stärker betont werden. Im Wiener Hafen geht das Gericht aber immer noch als runde Sache durch. Bei der gebratenen Makrele mit Belugalinsen und Serviettenknödel stecken noch Reserven drinnen. Aber das Goldfisch-Motto steht ja nicht umsonst am Fenster: Volle Fahrt voraus. Ein paar Kilometer Richtung Küste ist Wien schon gekommen.

Tipp

Goldfisch, 1080, Lerchenfelder Str. 16, Tel: 0664/254 95 96, Di–Fr 9.30–19, Sa 9.30–15

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