Die Testerinnen: Essen wie damals im Wispelhof

Portionen im Opa-Style.

Bislang hätte ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass eines der Stammgasthäuser meines Opas es jemals in die "Presse" schaffen würde. So kann man sich irren. Jetzt sitze ich im Wispelhof in Klagenfurt und schwelge in Kindheitserinnerungen, die Chef Thomas Kropfitsch auch geschmacklich geschickt zu wecken weiß. Nachdem er im Steirereck, im Taubenkobel und in der portugiesischen Vila Joya gekocht hatte, ist er auf der Suche nach einer traditionsreichen Location auf das erstmals 1784 eröffnete Lokal gestoßen. Optisch hat es mit dem Wispelhof, den ich in Erinnerung habe, nicht mehr viel zu tun. Wenn man es genau nimmt, sind eigentlich nur die dicken, alten Mauern geblieben. Alles andere wurde generalüberholt, der Garten verkleinert, dafür behübscht, ein Zubau im Ranche-Stil mit viel Holz, Stehtischen und lässiger Bar. Wer chic essen möchte, wählt die überdachte Terrasse. Wer es urig mag, sollte einen Tisch in der Stube bestellen, die mittlerweile hell und freundlich daherkommt. Kropfitsch möchte in Vergessenheit geratene Kärntner Gerichte anbieten.

Vermutlich weil die Preise von den "Locals" als eher hoch empfunden werden, kann man sich aussuchen, ob man Gedeck für 2,50 Euro haben möchte oder nicht. Mit Gedeck gibt s Hirschsalami, eingelegtes Gemüse und Kernölaufstrich zum Brot. Als Vorspeise steht Röhrlsalat auf der Karte (7,90 Euro). Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ich das zuletzt gesehen, geschweige denn gegessen habe. Jedenfalls schmeckt s gleich noch besser, wenn man die jungen Löwenzahnblätter nicht wie früher selbst stechen muss. Der Salat kommt mit warmen Erdäpfeln, Ei und Kernöl. Kärntner Käsnudeln mit Häuptelsalat gehören natürlich zur Pflichtbestellung. Vier Stück in idealer Größe (14,50 Euro) werden handgekrendlt und mit viel Kräutertopfen in der Fülle serviert, statt mit dem Erdäpfelpampf, der heute oft drinnensteckt. Das Beef Tatar mit Bachkresse und Senfcreme ist gut, aber zu kalt. Das gebratene Filet vom Kärntner Laxn zergeht zart auf der Zunge. Der Schweinsbraten mit leichtem Fettrand, knuspriger Kruspe, Serviettenknödel und Krautsalat ist saftig und heftig: Portionen im Opa-Style. Leider wird er nicht mehr kommen.

NACHSCHLAG: Früher wurde hier kräftiges Steinbier ausgeschenkt. Heute braut die Schleppe-Brauerei bernsteinfarbenes Hausbier.

Info

Wispelhof, Feldkirchnerstraße 29, 9020 Klagenfurt, Tel.: 0463/55398, Di Sa, 11 21.30 Uhr

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.