Die Testerinnen: Marco Serra

(c) Christine Pichler
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Piccola Cucina mit Bausatz-Tiramisu.

(c) Christine Pichler

Wem das einmal jährliche „un caffè, per favore“ fehlt oder nach Gutdünken auch „prego uno cáffe“, der sollte sich auf den Weg in die Ungargasse machen. Wenn Ihre Italienischkenntnisse deutlich über solche Phrasen hinausreichen und Sie sich nun schon auf gepflegte Anwendungsmöglichkeiten freuen – leider! Ab einem gewissen Flüssigkeitsgrad lässt man Sie nicht mehr, ab dann spricht man Englisch mit Ihnen, Deutsch aber jedenfalls eher nicht. Diese Art der Kommunikation pflegt man im Marco Serra, einem gut besuchten Feinkost-Weinverkostungs-Esslokal, das im vorderen Teil mit seinen lose stehenden verfliesten Tischchen etwas an eine Kurhotelcafeteria neueren Datums erinnert. Piccola Cucina & Enoteca sagt der Sarde Marco Serra zu seinem Lokal. Er bekochte bisher vor allem Botschaftsanlässe und war mit dem Lebensmittelhandel Bubbacco im kleinen Geschäft ein Haus weiter angesiedelt. In der Ungargasse 53 bietet er jetzt einerseits Weine sowie ausgesuchte Alimentari wie Fregola sarda, eingelegtes Gemüse aus Tropea oder diverse Antipasti an. Es wird aber auch aufgekocht. Piccola Cucina bedeutet vor allem eine kleine Karte, manche Gerichte lassen nämlich durchaus große (wiewohl sehr schlichte) Küche erahnen. Couscous mit gebeiztem Schwertfisch etwa: mit nicht zu knapp Olivenöl gelockert, kühlseidig die zart gesäuerten Fischscheiben. Die frischen Tagliatelle sind eigentlich Tagliolini, also von kleinerem, deutlich kantigem Querschnitt, was ihnen aber ohnehin viel besser steht, und sind idealtypisch mit Ragù überzogen, laut Karte aus Chianina-Rind. Das Carpaccio kommt hier nicht als eingetrocknete zweite Tellerfarbe, sondern als wahrnehmbare, fleischige Scheiben, mit Fonduta und schwarzem Trüffel. Weniger überzeugend die Hauptspeisen: Die faustgroße Saltimbocca-Waffe vermag Vorurteile gegenüber diesem seltenen Missverständnis der italienischen Küche im wahrsten Wortsinn zu verhärten, der Wolfsbarsch ist trocken gebraten. Statt „Zieh mich hoch“ heißt es dann beim Tiramisu „Bau mich zusammen“: Ein großer Teller mit einem Espresso, einer Biskotte, einem Glas mit Mascarponecreme und ein paar Schokoladespänen, was dem Tischgenossen entlockt: „Fehlt nur noch Rum und dann anzünden, dann wär’ alles dabei.“

Info

Marco Serra, Ungargasse 53, 1030 Wien. Tel: 0676/494 482 90, Mo–Fr 7–22 Uhr, Sa 9–18 Uhr

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