Die Testerinnen: Eisvogel

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Beim Fernsehkoch im Eisvogel.

Wollen wir wirklich über Fernsehköche sprechen? Über Fernsehköche mit Restaurants? In Wien? (Nicht einmal denken an London.) Tim Mälzer im Plafond Salon im MAK – mittlerweile Geschichte. Oder jetzt Oliver Hoffinger (Puls 4) im Stadtgasthaus Eisvogel, einem surrealen Unort in der zuckerlfarbenen Kulissenstadt unter dem Riesenrad, der in seiner Künstlichkeit in Kombi mit der eines TV-Kochs fast schon Truman-Show-Faktor erreichen könnte. Die Trumans, das waren in dem Fall wir, volle Großfamilienbesetzung. Und wir waren sowas von bereit für die Show, total, Sonntagmittag, grausliches Wetter, vor den Fenstern großer Prater-Zauber. Drinnen Wiener Reality-Koch-TV. Das Restaurant ist ein Ausbund an Ge­schmacklosigkeit, als hätten drei XXX-Möbelberater sich gegenseitig an Desinteresse überboten. Einzig Verbindendes in den weitläufigen Hallen: wandfüllende historische Prateraufnahmen, immerhin, so fühlt man sich nicht ganz so einsam. Kauen wir also los, Hoffinger war immerhin mal bei Puck in Los Angeles, so ein bisschen kalifornische

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Leichtigkeit hätte an diesem schrägen Ort Sinn gemacht, aber nein, es muss Wiener Küche sein, „modern interpretiert“ auch noch. Also etwa zwei dünne Tafelspitzscheiben mit – aber hallo – Quitten-Semmelkrenkruste und Einbrenn-Kochsalat, die 22 Euro dafür sind ein Scherz, sorry. Das Fleisch zwar zart (muss man das erwähnen?), die dünne Krustenpanier indifferent. Der Zwiebelrostbraten mit Salzgurke war rosa wie gewünscht (muss man das erwähnen?), dafür zäh, die 22 Euro? Siehe oben. Das Kalbsbries mit großen (modern?) Paprika-Hummer-Fleckerln spielt in einer ähnlichen Preiskategorie, was wohl den Hummerstückerln geschuldet ist. Aber hier kam dann zusammen, was querbeet zu schmecken war, vom Beef Tatar über das mit Leber gefüllte Hendl zum Waller-Butterschnitzerl: überwürzt und zu trocken gebraten. Am Ende schmeckte alles irgendwie gleich, nach Einheitssauce. Warum ich jetzt an österreichisches Fernsehen denken muss? Urgemein, ja eh. Also doch noch großes Lob zum Sendeschluss: Das (ausschließlich männliche) Personal hat dieses Restaurant nicht verdient. Professionell, schnell, wahnsinnig freundlich. Oliver, Jamie, hol sie dir einfach für deine Flughafen-Dependance!

Tipp

Eisvogel, Riesenradplatz 1, 1020 Wien, täglich von 11–24 Uhr, 01/9081187.

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