Lokal-Kolorit: Punktlandungen im Mast

Zug zum Tor in der Porzellangasse.

Die Schweine waren zuerst da. Etwas Wein sei schon im Spiel gewesen, als die Bilder mit den tschechernden Tieren erworben wurden, vernimmt man. Der Lokalname Mast kam erst später dazu, er leitet sich aus den Vornamen der Wirte ab. Diese, Matthias Pitra und Steve Breitzke, zählen zu den besten Sommeliers des Landes. Pitra arbeitete davor kurz im Noma sowie im Tian, Breitzke bei Döllerer, im Coburg und im Sofitel. Nun haben sie ihre Privatkeller zusammengelegt, um den Gästen ihres Weinlokals Mast einzuschenken – und bei den vorhandenen Weinen habe es viele Überschneidungen gegeben. Über die Weinauswahl streiten die beiden also kaum, über Fußball schon eher: Breitzke als Arsenal-Fan, Pitra als Liverpool-Anhänger.

(c) beigestellt

Ein L-förmiges Lokal nahe dem Franz-­Josefs-Bahnhof wurde in Eigenregie umgebaut. Eiche, Weiß und Schwarz lautet das Farbkonzept, im Barbereich stehen Hochtische, hinten ist es restaurantartiger. In der schmalen Küche steht mit Martin Schmid der ehemalige Döllerer-Küchenchef, also ein Koch, der für die dortigen hohen Bewertungen maßgeblich mitverantwortlich war. Im Mast legt er es legerer an, mit kleineren Gerichten. Jause nennt sich die Rubrik mit Brot von Öfferl und Rohmilchbutter (4 Euro) und galicischen Dosensardinen mit altmodischem Blattsalat (wer schreibt als Erstes, dass beides ein Mast-have ist?). Geschälte (!) bunte Miniparadeiser und Physalis werden mit Rieslingessig zu einer schlichten Köstlichkeit mariniert (4 Euro), das Forellentatar mit Kohlrabi und Salzzitrone weist ebenso feinsäuer­liche Elemente wie das schön mürbe Zanderceviche mit Avocado auf. Wer befürchtet, dass die Weine mit der Säure Probleme haben, kennt die Sommeliers nicht, die exakt solche Weine auswählen, die Säure nicht multiplizieren, sondern abpuffern. Wie einen Saumur blanc vom Chateau Yvonne aus der Loire. Rund 15 Weine soll es stets glasweise geben, dazu zahlreiche naturnah produzierte Preziosen in ­Flaschen. Die Gerichte sind einzeln oder als „Chef’s Choice“ zu haben (43 bzw. 57 Euro): Pulled Pork mit Senfmayonnaise, Perlhuhn mit Selleriepüree und Haselnüssen, in Misobutter geschmorter Lauch mit Erdnüssen. Diese Nüsse greift ein maischevergorener Vitovska aus dem Karst punktgenau auf – geniales Paar. Und nun können sich die beiden Sommeliers entspannen: Mit den Fußballvorlieben liegt es natürlich genau umgekehrt. Aber Neowirte müssen kleine Schockmomente aushalten. 

Zum Lokal:

Mast Weinbistro, Porzellangasse 53, 1090 Wien. Tel.: 01/922 66 79, Mi–Fr: 12–14, 18–22, Sa–So: 18–22 Uhr.
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