Lokal-Kolorit: Paco

(c) Stanislav Jenis
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Hitzehappen und Salz im Glas.

Wenn die Stadthitze so unentfleuchbar und dauerpräsent ist, dass die Luft selbst zur sommerlich späten Blauen Stunde noch nicht gnädiger ist, helfen drei Dinge: erstens ein kaltes Fußbad, zweitens das beruhigende Wissen, wo es in Wien wirklich knusprig frittierte Meeresfrüchte gibt, und drittens ein knochentrockener Manzanilla, der mit seiner diffusen Salzigkeit zumindest ein bisschen so tut, als ob er den Schweißverlust des Tages ausgleichen könnte. Das Fußbad wird man im Paco im neunten Bezirk vermutlich nicht bekommen, auch wenn es den Schanigarten in einem unerwartet lauschigen Teil am Anfang der Nußdorferstraße noch einladender machen würde. Zweiteres kann man hier anwenden, wenn man süchtig nach Fritto/Fritura/Fritos ist. Und der Sherry ist wirklich Pflicht. Nicht nur, wenn man – wie von Chef Patrick Troger zu Recht empfohlen – dazu den fünfjährigen Jamón de Bellota bestellt. Die Stücke kiefelt man oder lässt sie im Mund schmelzen; beide Verben sind hier angezeigt, der Schinken wird eher dick von Hand geschnitten, die Stücke gestalten sich haptisch unterschiedlich. Beim Geschmack gibt es nichts zu diskutieren, und auch der Preis muss bei einem Schinkenmodell dieser Bauart naturgemäß recht hoch sein (13 bzw. 26 Euro).

(c) Stanislav Jenis

Küchenchefin dieses luftig gestalteten und ziemlich weitläufigen Tapaslokals mit der abstrahierenden Schweinskopfskulptur an der Wand ist Raquel Garcia Sanchez. Aus ihrer offenen Küche kommen etwa die kleinen grünen Paprika Pimientos de Padrón, die pfannenrauchig und brennheiß auch bei drückender Hitze flugs verspeist sind. Das Gazpacho andaluz kühlt, ist aber dank des üblichen Olivenöleinsatzes wie immer weniger leicht, als es ­vorgibt zu sein. Neben Tortilla, auch mit Chorizo vom Iberico-Schwein, gibt es Los Fritos, also etwa Croquetas de Jamón (Schinkenkroketten), Chipirones, (frittierte Tintenfische) oder einen Teller gemischten frittierten Fischs. Seidig und sommerlich die Calamares a la Plancha, kaltjahreszeitlich, aber dennoch nicht zu versäumen die Kalbsleber mit karamellisierten Zwiebeln und Wurzelchips. Nur zart süß ist die Mandel-Zitronen-Mehlspeise Tarta de Santiago, die mit Zitronen­eis serviert wird. Den Amontillado trinkt man schon aus Farbgründen lieber davor oder danach. Und apropos Getränke: Arbeiten könnte man noch an der Cava-Preispolitik und an den Flöten.

Info

Paco, Nussdorfer Straße 7, 1090 Wien. Tel.: 01/890 37 85, von Dienstag bis Samstag: 11.30–1 Uhr

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