Testessen: Holzpoldl in Lichtenberg bei Linz

(c) Holzpoldl
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Dünne Scheiben vom Kalbstafelspitz auf geräucherter Erdäpfelcreme mit Saubohnen - Der Anspruch des Landgasthauses Holzpoldl geht über Wirtshausküche deutlich hinaus.

Der eine kehrte aus den USA nach Österreich zurück, der andere von Vorarlberg in sein Heimatbundesland Oberösterreich: Maximilian Natmessig, ehemals im Chef ’s Table at Brooklyn Fare, übernahm von Manuel Grabner die Küchenleitung des Schualhus im Hotel Rote Wand in Lech. Und Grabner wiederum, Sohn der Gmundner Kochlegende Rudolf Grabner (der wiederum heute im Klosterhof in Linz kocht) hat hoch über Linz ein ehemaliges Gasthaus übernommen: Das Holzpoldl war nach einem Burn-out des Vorgängers geschlossen worden, wie man erzählt, das Interieur hatte man nur geringfügig geändert – nennen wir es Raumausstatter-Traum. Küchen- und Servicemitarbeiter hat Grabner aus Lech mitgenommen, die Küchenlinie vereinfacht. Was nun nicht bedeutet, dass sie platt geworden ist. Kochte Grabner im Schualhus nur ein Menü, ist seine heutige Karte recht umfangreich und hat auch Wiener Schnitzel oder Grießnockerlsuppe nicht abgeschafft (worüber die Oma aus der kleinen Hochzeitsgesellschaft am Nebentisch ganz froh sein dürfte).

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Der Anspruch des Landgasthauses Holzpoldl geht aber über Wirtshausküche deutlich hinaus – was auch die ambitionierte österreichlastige Weinauswahl mit vielen offenen zeigt. Dünne Scheiben vom Kalbstafelspitz werden auf eine geräucherte Erdäpfelcreme gebettet und von Saubohnen und selbsteingelegten Perlzwiebeln begleitet (14 Euro). Ein schöner, vollmundiger Gang und exakt gearbeitet sind die Ravioli mit einer Füllung aus dem Schärdinger-Käse Asmonte, mit Rote-Rüben-Würfeln, Schafgarbe und knusprigen Briochebröseln (12 Euro). Eine gute Idee ist die ragoutähnliche Kombination aus gebratenen Kalbsbriesstückchen, Essig-Sultaninen, Kalbsglace und extra servierter Zwiebelbrioche; die Trockenfrüchte aber wirken zu süß und zu dominant (winzige Korinthen wären aus Formatgründen besser). Grabner beschränkt sich nicht auf Lokales, auch seidige Calamaretti mit einer flüssigen Aioli und Pak Choi oder Wolfsbarsch, mit Topfen-Dill-Gnocchi, dürfen es in Linz-Land sein. Saltimbocca vom Lamm mit Zucchinikuchen liest sich nach Neunzigern, die Qualität und die Kombination mit einer (als Salsiccia avisierten) nordafrikanisch gewürzten Lammwurst katapultierten das Ganze jedoch flugs ins Heute, inklusive Preis (29 Euro). Und ein selbstbewusstes Statement in Zahlengestalt erlebt man beim Dessert. Die drei wunderbaren karamellisierten Heidelbeerdatschi mit geeistem Vanillemousse um 11,50 stellen klar: Was auf Speisekarten so selten geworden ist, darf ruhig etwas kosten.

Info

Holzpoldl, Am Holzpoldlgut 2, 4040 Lichtenberg, Tel.: 07239 6225, Mi 18–23, Do–So 11.30–15, 18–23 Uhr

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