Testessen: Rossbarth

(c) Carolina Frank
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Linz wickelt sein Packerl aus.

(c) Carolina Frank

Linz wurde schon vor Weihnachten beschenkt: Am 4. Dezember eröffnete in der Altstadt das Rossbarth von Sebastian Rossbach und Marco Barth. Die Selbstständigkeit der beiden lief wie im Zeitraffer ab: Innerhalb weniger Tage fanden sie ein altes Gewölbelokal, unterschrieben den Mietvertrag, kündigten im Essig’s, wo sie davor am Herd gestanden waren. Geschlafen wird nach eigenen Aussagen derzeit drei Stunden pro Nacht. Schließlich ist auch zu Mittag geöffnet, mit einer einfacheren Karte. Das Lokal hat bewusst wenige Tische, mehr als rund 25 Gäste muten sich Rossbach und Barth, die in der Küche alles zu zweit machen (inklusive Abwasch), nicht zu. Optisch ist das Rossbarth gelungen, inspirieren ließ man sich offensichtlich bei Vorreiteradressen von Dänemark bis Mühlviertel. Viel Herz und eine auffallende Absenz jeglichen Jungunternehmer-Dilettantismus sind bei den Details zu erwähnen: von der guten Speisekartengrafik über die Leinenservietten bis hin zur Keramik, die ebenso nach eigenen Entwürfen gefertigt wird wie die gedrechselten Holzteller, auf denen das reichhaltige Gedeck (aufs Haus!) kommt. Ein kleiner Roggensauerteiglaib, Rohmilchbutter, Turopolje-Lardo, Wildschweinschinken sind ein ebenso vielversprechender Start ins Abendmenü (vier Gänge um 49 Euro, fünf um 59, sechs um 64) wie der unerbittlich trockene Prosecco Col Fondo. Die grundsympathische Getränkekarte listet zu tendenziell altruistischen Preisen lokale Limonaden sowie spannende Weine vom Wagram bis Georgien, mit Fokus auf Naturnahes, ohne das groß zu betonen.
Die Küche (bestehend also aus den zwei Männern für alles) startet mit Minifaschingskrapfen mit Kürbisfülle, dazu kommt ein Shot Kürbissuppe. Ofengeschmorte Schwarzwurzeln werden mit Rotkraut und Walnüssen kombiniert, roher Saibling mit geröstetem Chinakohl (Selleriekohl genannt, „damit es oberösterreichischer wird“). Kokelkrautaromen bringt praktischerweise auch der Kamptaler Orange Wine mit, den die Köche und Sommeliers in Personalunion dazu vorsehen. Weiter geht es mit butterweicher Lammzunge mit gekonnt abgeschmeckter Bergkäse-Gerste und verschieden verarbeiteten Karotten („gratis, dafür selbst ausgegraben“). Danach: Rehrücken. Wie auch die Cranberrys dazu fast roh belassen, wird das Fleisch nicht wie anderswo immer mehr im Mund. Fazit: ein Packerl, das man nicht umtauscht.

Info

Rossbarth, Klammstraße 7, 4020 Linz, speisen@rossbarth.at, Mo–Fr: 11.30–14 und 18–23.30 Uhr.

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