Tartines und Weinhimmel in der Alma Gastrothèque

Die beiden Neogastronomen Christina Nasr und Andreas Schwarz wissen, worauf es ankommt. Die Speisekarte dreht sich um belegte Brote.

Zwei beste Freunde, die wegwollten aus Sales und Controlling, ein Faible für spannende Weine haben und offenbar wissen, dass im Wettbewerb kleinste Details zählen: eine gute Ausgangsposition für das Dasein als Neogastronomen. Christina Nasr, davor bei den Vereinigten Bühnen Wien, und Andreas Schwarz, zuletzt bei Novomatic, haben die Alma Gastrothèque im vierten Bezirk eröffnet. Sie in der Küche (und viel bei den Gästen), er im Service. Der Steinintarsienboden der Vorgänger musste zum Glück! bleiben, ansonsten wurde umgestaltet: pastellfarbene Glasleuchten, ein Riesenspiegel, der früher ein Fabriksfenster war, dunkelblaue Stoffbänke. Auf den Tischen Ranunkeln und Emaillemilchtöpfe für das Besteck. Letzteres ist eines der wenigen Dinge, die die Alma Gastrothèque mit im Freestylemodus betriebenen Hipsterlokalen gemein hat. Nasr und Schwarz mögen Quereinsteiger sein, sie agieren jedenfalls als Gastronomen auffallend professionell; beginnend beim Vermeiden eines unreflektierten Du.

Carolina Frank

Die Speisekarte dreht sich vor allem um Tartines, hierzulande besser als belegte Brote bekannt - aber was für welche! In der schmalen Küche bereitet Christina Nasr Beläge wie ein mit Curry cremig mariniertes Zupfhuhn vor, das sie mit einem Hauch von Stangensellerie, Wildsalat und Zitronenzesten auffrischt und mit Pistazien und Labneh ergänzt (11,90 Euro). Pastrami kombiniert sie mit Fenchel, Senf und Kresse. Gehobelte bunte Rüben, Zitronenthymian, Majoran und Ricotta bevölkern eine spontan erfundene Tartine. Überhaupt, dieser Ricotta: Nach einem solchen hat Nasr lange gesucht. Geworden ist es der flockenleichte Schafricotta der jungen oberösterreichischen Sennerei Milchmäderl. Dieser ist auch als Apero-Gericht zu haben, mit ein paar Streifen Öfferl-Brot serviert: Ricotta, Zitrusschale, ein Hauch geschmorter Knoblauch, Petersilöl, großartig.

Ein weiterer Happen auf dekorativ geknittertem Pergamentpapier: ein gekochtes Ei mit Rote-Rüben-Salz und dem Nuss-Gewürz Ducca (3,90 Euro). Die Quiche mit Sellerie und Lauch punktet mit dünnem, dunkler gebackenem Splitterbutterteig, die Bittersalate dazu sind gekonnt mariniert. Aromatisch eher neutral gerät der Grießflammeri (außerdem: noch einmal Getreide), der mit mazerierten Taroccoorangen und Bitterorangensirup serviert wird. Bleibt noch die Getränkekarte, die unter anderem zig interessante und allesamt offen ausgeschenkte (!) Weine listet: Dinge wie Malvasia-Schaumwein oder Speckbirnenschaumwein in Gabriel-Gläsern zu freundlichen Preisen, aufgespürt vor allem von den Weinhändlern Moritz Herzog und Enrico Bachechi. Wird man eben wiederkommen müssen.

Infos

Alma Gastrothèque, Große Neugasse 31, 1040 Wien, Tel.: +43/(0)1/997 44 46, Di Sa: 16-24 Uhr. Mehr Lokalkritiken auf: Schaufenster.DiePresse.com/lokalkolorit

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