Testessen: Das Hollerkoch. Eine Kritik in PR-Phrasen.

(c) Stanislav Jenis
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Breites Leistungsspektrum im Stehsatzlokal Hollerkoch: Von interessant riechenden Vintagegarnelen über stärkelastige Braune Grundsauce bis hin zu einem richtig guten Schweinsbraten.

Gewissen Lokalen wird man am ehesten gerecht, wenn man ihrer Stehsatzgastronomie ebenfalls mit Phrasen begegnet. PR-Agenturen haben das oft besser drauf als Journalisten, weshalb an dieser Stelle auf deren in vielen Aussendungen gestählte Expertise zurückgegriffen wird. Eine Kritik über das neue Hollerkoch muss dann ungefähr so lauten: Das neu eröffnete Lokal positioniert sich als einzigartiger neuer Hotspot im 18. Bezirk und lädt mit seinem Innenhof Jung und Alt zum Verweilen ein. Marcus Krapfenbauer, der unter anderem schon an der Alten Donau Erfahrung sammeln konnte, hat das Hollerkoch mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Beim Lokaldesign ist der Gastronom keine Risken eingegangen, graue Wände sind für ihn ebenso eine Selbstverständlichkeit wie Glühfadenlampen, und auf dem Kunstleder fühlen sich auch Veganer wohl.

(c) Stanislav Jenis

Saisonale Spezialitäten versprechen vielfältige Gaumenfreuden, Bärlauchcremesuppe folgt auf Spargelcremesuppe. Das Credo des Hollerkoch: Schmankerln zwischen Tradition und Moderne zu servieren. Bei einem Blick auf die Speisekarte lassen sich die Schwerpunkte traditionell, kreativ, regional und international gut erkennen. Ältere Semester fühlen sich mit einem Shrimpscocktail wohl, liebevoll dekoriert mit Wet-Aged-Dille und einer über den Stielglasrand gehängten interessant riechenden Vintage-Riesengarnele. Falls diese außergewöhnliche Delikatesse doch nicht Ihren Geschmack trifft, macht Ihnen der Geschäftsführer gern das Angebot, die bisherigen Getränke aufs Haus zu nehmen und etwas Neues zu servieren.

Die Küche des Hollerkoch bietet ein breites Leistungsspektrum. Von kleisterigem Rote-Rüben-Erdäpfel-Püree zu den Kalbsbutterschnitzeln, von stärkelastiger Brauner Grundsauce bis hin zu einem richtig guten Schweinsbraten mit Rieslingkraut und Serviettenknödeln oder einem gelungenen Krapfen mit Hollerkoch und Joghurtcreme ist für jeden etwas dabei. Bei manchem verlässt sich die Küche auf echte Profis: Die Falafel für den Orient-Salat kommen von Dr. Falafel. Nachhaltigkeit wird in diesem Lokal großgeschrieben: Dank der Mammutportionen, die sich auch im Rahmen des Menüs (drei Gänge um 24,50 Euro) nicht ändern, haben Sie 24 Stunden später noch keinen Hunger. Auch bei den Getränken beweist das Hollerkoch Kundenfreundlichkeit: Rotweine wie den Zweigelt „Kieselstein“ von Claus Preisinger erwärmt das Serviceteam für Sie vorsorglich bereits auf Körpertemperatur. Cocktails wie ein Dirty Martini runden die Weinkarte ab.
Ende der Phrasendrescherei.

Tipp

Hollerkoch, Gersthoferstraße 14, 1180 Wien. Tel.: 0660/860 94 01, Restaurant: Di–Sa: 11–24 Uhr.

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