Geschmacksfrage: Gasthaus Wolf

(c) Jürgen Hammerschmid
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Die Angst vorm Wolf macht ihn nicht froh, heißt es bei Wickie. Mich schon.

(c) Jürgen Hammerschmid

Passend zur Fastenzeit meiden wir Luxusrestaurants und besuchen konsequent schlichte, günstige und karge Wirtshäuser. Bei richtigem Fasten hätte diese Kolumne ein echtes Existenzproblem. Beginnen wir im Wolf in Wien 4. Dort kocht der gleichnamige Jürgen, der nicht ein übertrieben fröhlicher Koch, sondern eher dem Grant zugeneigt sei, wie mir Kollegen berichten. Das ist mir natürlich bereits sympathisch. Kochen konnte der Mann auch immer, vor gespürten 20 Jahren kochte er in seinem kleinen Lokal in der Burggasse, bevor es die verehrte Una Abraham übernahm, heute kocht dort wiederum Simon Xie Hong. (Vielleicht sollte ich einmal einen historischen Gebäude-Atlas verfassen.) Wolf ging dann in die Argentinierstraße in die Hörfunk-Kantine. Für die Radiokollegen zu kochen war natürlich gut, weil sinnvoll. (Die Hörfunkjournalisten dort zu loben, ist in etwa so originell wie Sarah Wiener zu kritisieren. Ich mache dennoch beides immer wieder gerne.) Nun stellt sich Wolf dem normalen Publikum und führt ein stilechtes Wirtshaus, für das sogar die Resopaltische aus dem alten, wenig schönen Pontoni gekauft wurden. Warum das wichtig ist? Für manche Bobo-Beisl-Tester sind solche Nostalgietischchen wichtiger als die Küche, wie dort und da zu lesen war.

Daher schnell zur Küche:
Der Mann kocht Innereien wie kaum einer zurzeit. Geniales, weil zärtlich-sauer abgeschmecktes – dämlich-lustige Formulierung, nicht? – Beuscherl oder eine Briesterrine, die wunderbar fest und großartig gelungen war. Das gilt so ziemlich genau für die Tafelspitzsulz, weil der Aspikanteil nach Suppe schmeckte. Schnitzel kann man auch essen, wenn man/frau unbedingt will. Der mediterran angehauchte Eintopf vom Pulpo zeigt, dass man solche Arme und Greifer immer schmoren wollte. Sehr gut. Angeblich sollte das Service manchmal ins Schlingern kommen, hört man, davon war gerade an dem Abend nichts zu bemerken. Aber vielleicht mag man hier grantige Gäste, die böse schauen wie ich und der Wolf. Und das Lokal ist auch deswegen so günstig, weil man sich keine Zigaretten kaufen muss, im Schankraum muss man nur einatmen, also ordentlich inhalieren. Im Hinterzimmer geht das nicht so leicht. 

TIPP

Gasthaus Wolf, Große Neugasse 20, 1040 Wien. Tel.: 01/5811544, Mo bis Sa 17 bis 1

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