Sauerteig: Tausendmal getauscht

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Malin Elmlid bäckt Sauerteigbrot. Kaufen kann man es nicht. Aber tauschen: "The Bread Exchange" heißt ihr Projekt.

Als Verkaufsleiterin in der Modebranche hatte Malin Elmlid immer viel mit Verzicht zu tun. Selbst unter den Nichtmodels beherrschte 34/36 das Denken. Verzicht auf Milch im Kaffee, Verzicht auf Zucker und Verzicht auf Kohlenhydrate bei Letzterem machte Malin Elmlid nicht mehr mit, wie sie im Vorwort ihres Buchs "The Bread Exchange", das Anfang Oktober erscheint, schreibt. "Brot war für uns immer ein wichtiger Teil der Familienmahlzeiten." Sie beschloss, nur mehr wirklich gutes Brot zu essen. Sauerteigbrot, hieß das für sie. Auf ihren beruflichen Reisen machte sich Malin Elmlid bald einen Sport daraus, das beste Brot der Stadt zu finden. Guter Kaffee, erzählt sie, geht damit Hand in Hand: "In Caf s, die exzellentes Brot haben, ist meistens auch alles andere von sehr guter Qualität."

Parallel zu ihren Brotrecherchen rund um den Globus begann der Brothype generell. Ob in Stockholm oder Kopenhagen, New York oder London, "Brot wurde zum Gesprächsthema". In ihrer Wahlheimat Berlin war davon allerdings nicht viel zu spüren. Dunkles Brot gab es zwar in befriedigender Qualität, aber kein helles Sauerteigbrot. Selbst die besten Restaurants servierten um das Jahr 2007 nur Leichenaufbackbaguette. Also beschloss sie, ihr eigenes Brot zu backen.

In Mengen, die irgendwann selbst ihren Freundeskreis überforderten. Brot, mit dem sie nicht hundertprozentig zufrieden war, gab sie weiter, Freunde gaben es wiederum weiter. Irgendwann fingen die Beschenkten an, sich zu revanchieren: mit Konzertkarten, mit Yogastunden,...

Weltweit

So hat das Projekt "The Bread Exchange" begonnen, mit dem Malin Elmlid inzwischen einen viel beachteten Blog füttert. Mit ihren Tauschpartnern verabredet sie sich online. Über tausend waren es bisher. Und bei Weitem nicht nur in Deutschland: Auch in Südindien, Südafrika, Australien, Mittelamerika, den USA, Afghanistan oder Japan backte sie Brot mit ihrem eigenen mitgereisten Sauerteig. In fünf Jahren hatte Elmlid nur ein Mal das Gefühl gehabt, im Tausch mit ihrem selbst gebackenen Brot etwas Beliebiges, Gedankenloses bekommen zu haben. Sonst waren es immer Tauschobjekte oder -taten, "auf die die Leute stolz sind, die sie gern teilen": selbst gemachte Marmelade, eine Fahrradreparatur.

Brot ist für Malin Elmlid nicht nur das emotionalste aller Lebensmittel Brot hat viele Funktionen. Etwa die des Friedenstiftens, glaubt sie. "Man kämpft nicht gegen jemanden, mit dem man zuvor Brot geteilt hat."

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