„Dining Impossible“: Alles ist möglich

Genuss. Kristian Brask Thomsen rief „Dining Impossible“ ins Leben.
Genuss. Kristian Brask Thomsen rief „Dining Impossible“ ins Leben.(c) Marie Knap
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Die besten Jobs der Welt erfindet man am besten selbst: Kristian Brask Thomsen spielt mit „Dining Impossible“ Reiseführer für betuchte Restaurantfreaks.

Nur wenige Menschen haben die Gabe, sich neu zu erfinden, wenn sie mit ihrem bisherigen Lebensweg unzufrieden sind. Kristian Brask Thomsen ist einer von ihnen. Nach seiner Kellnerlehre in Kopenhagen hat er es schon in jungen Jahren zum Restaurantleiter geschafft. Mit dreißig Jahren war er Eigentümer dreier angesagter Restaurants – und musste sie nach finanziellen Rückschlägen wieder ­schließen. Noch einmal von vorn anfangen wollte er nicht. „Ich bin Gastgeber aus Leidenschaft, aber jeden Tag im selben Restaurant zu stehen, das konnte ich nicht mehr. Ich war ausgebrannt und wollte etwas tun, was mir wirklich Spaß macht“, blickt Brask Thomsen auf seine größte Krise zurück.

Weil er nicht wusste, was das tatsächlich sein könnte, begann er, Bücher zu lesen. Doch statt Management-Fibeln und Besser-Leben-Ratgebern entschied er sich für klassische und moderne Literatur. Das hat seine Träume beflügelt. Mit unregelmäßigen Jobs in der Gastronomie hielt er sich über Wasser. Außerdem begann er zuerst als Blogger und dann als Journalist für Lifestyle-Magazine über Restaurants zu schreiben.

Netzwerken. Dann fing Brask Thomsen an, alle paar Wochen Dinnerparties zu geben, zu denen er Freunde und Bekannte aus der Medienbranche einlud. „Mir hat es Spaß gemacht, jedes Mal neue Leute dabeizu­haben, um Gespräche mit Menschen in Gang zu bringen, die sich noch nicht kannten. Dass ich damit auch mein eigenes Geschäftsmodell entwickelte, war mir gar nicht bewusst“, sagt Brask Thomsen. Gäste posteten unaufgefordert Bilder und Kommentare auf Facebook und machten so Werbung für die Dinnerparties, die immer begehrter und exklusiver wurden.

Dass die dänische Restaurantszene im Kielwasser von René Redzepis Noma damals richtig Schwung aufnahm und das Noma von 2010 bis 2012 zum besten Restaurant der Welt gewählt wurde, hat Kopenhagen zum kulinarischen Hotspot gemacht. Die Warteliste für Reservierungen im Noma explodierte, die Chance für Normalsterbliche, einen Tisch zu bekommen, ging gegen Null.

Eine glückliche Fügung des Schicksals wollte es, dass Redzepi im ersten Stock des Noma einen großen Tisch für private Events hatte, aber nicht genau wusste, wie er ihn bespielen sollte. Als ihn sein Freund Brask Thomsen fragte, ob er dort alle zwei Monate seine Dinnerparty machen könne, sagte Redzepi spontan zu. Plötzlich wollten nicht nur Genießer aus Brask Thomsens Bekanntenkreis dabei sein – jetzt hagelte es Anfragen aus der ganzen Welt. „Verdient habe ich damit noch nichts, aber ich habe gesehen, wie viele wohlhabende Menschen es gibt, die für einen außergewöhnlichen Restaurantbesuch um die halbe Welt fliegen. Es waren grandiose Abende, auch, weil ich immer sehr genau darauf geachtet habe, dass der Gästemix stimmt“, sagt Brask Thomsen.

Kostspielig. Dinnerparties veranstaltet er heute keine mehr. Nach der 20. Auflage war Ende 2012 Schluss. Teil des Erfolgs war schließlich die Exklusivität, und die wäre bei einer endlosen Fortführung verloren gegangen. Stattdessen hat er das Format „Dining Impossible“ ins Leben gerufen: Dabei handelt es sich um dreitägige kulinarische Events mit außergewöhnlichen Restaurantbesuchen. Der Auftakt war 2013 in Kopenhagen, heute dient ihm die ganze Welt als Bühne. Im Februar fand sich seine exklusive Tafelrunde für drei Tage in Lima ein, im Mai steht New York auf dem Programm, und im Juni geht es mit einem Privatjet von Spanien über Frankreich nach Italien. „Wie der Name ,Dining Impossible‘ schon sagt, sollen diese Touren wirklich außergewöhnlich sein. Je verrückter und kostspieliger das Ganze ist, umso leichter kann ich es verkaufen“, verrät Kristian Brask Thomsen.

Obwohl diese Events mittlerweile gutes Geld abwerfen, sieht er sich nicht als Reiseveranstalter für betuchte Genießer, sondern als Botschafter des guten Ge­schmacks: „So wie ganz am Anfang in Kopenhagen, als ein Abend weniger als 100 Euro gekostet hat, steht und fällt der Erfolg auch im Luxussegment damit, die richtigen Leute zusammenzubringen. Weder darf ein Land noch eine Berufsgruppe zu stark vertreten sein. Vor Ort ist dann auch immer ein bisschen diplomatisches Geschick gefragt, aber dafür bin ich als Botschafter ja da“, meint Brask Thomsen.

Tipp

Infos über „Dining Impossible“:bon-vivant.dk/dining-impossible

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