Martin Fetz, Matthias Felsner und Philipp Haufler haben das Symposium erfunden. Sie werfen große Fragen in den Raum - und haben fünfzig "Fragenbeantworter" eingeladen. Etwa Stefan Sagmeister, Toni Innauer oder Thomas Geisler.
Martin Fetz isst noch schnell ein Eis, "bio, vom Werkraum nebenan", bevor es losgeht mit dem Symposium, das er mit seinen Kollegen Matthias Felsner und Philipp Haufler konzipiert hat und das "Potenziale für eine gute Zeit" als Untertitel führt. "Bio" sowie "vom Werkraum nebenan" zeigt schon, was den dreien wichtig ist und an welche Generation sich diese Veranstaltung, die heuer zum ersten Mal stattfindet, richtet. Mit Werkraum ist der Werkraum Bregenzerwald gemeint, eine visionäre Plattform für innovatives Handwerk und einer der Schauplätze von FAQ Bregenzerwald.
Das Männertrio, das in den vergangenen Jahren unter anderem mit der Feldküche ungewöhnliche Orte kulinarisch bespielt hat, hat für das Symposium FAQ (frequently asked questions) drei zentrale Fragen definiert - und es sind keine kleinen Fragen. "Darf ich glücklich sein?" nämlich zum Beispiel. Auch "War früher alles besser?" und "Scheitern als Chance?" werden hier, an unterschiedlichen Orten in Martin Fetz' Heimat Bregenzerwald verhandelt, aufgedröselt in Unterthemen wie "Quo vadis, Landwirtschaft?" oder "Müssen wir arbeiten oder wollen wir?". Als Fragebeantworter haben Fetz, Felsner und Haufler fünfzig Menschen eingeladen, die auf ihre Weise Lösungsvorschläge zur Diskussion stellen. Den Grafikdesigner Stefan Sagmeister etwa, zuletzt mit der "Happy Show" im MAK präsent, Schisprunglegende Toni Innauer, Gerichtspsychiater Reinhard Haller oder Querdenkerkoch Thorsten Probost. Das FAQ Bregenzerwald, das nach den vier Tagen auch als Online-Plattform bestehen bleibt, ist ausdrücklich ein Forum mit Festivalcharakter. "Wir machen hier quasi ein Forum für uns selber", sagt Fetz. "Aber wir sind ja nicht allein, es gibt viele von uns." Uns, das meint Menschen, die für altes Handwerkswissen genauso ihr Herz und ihr Hirn öffnen können und wollen wie für Architektur, für Dorfentwicklung genauso wie für regional-avantgardistisches Essen, das Pfade abseits Mozzarella/Tomate/Basilikum geht. Aber auch Menschen aus einer Generation wie seiner, die, meint Fetz (Jahrgang 1979), "es nicht mehr gewöhnt ist, acht Stunden am Stück berieselt zu werden mit Vorträgen". Ein Symposium darf nicht anstrengend werden, meinen die drei Veranstalter. Weshalb das Hirnschmalz-Programm durch Julian Nantes und den Schmusechor ebenso aufgelockert wird wie durch Aufwachrituale namens "Happy Hangover" oder den Programmpunkt "Holz, Erde, Fleisch. Geiles Essen und ein Film".
Und nach Ende des Symposium-Festivals wird man dann sehen, wohin sich das Format entwickelt. Also: Quo vadis, FAQ Bregenzerwald?
(abu)