Wir backen das einfach nicht

Teigig. In der Vorweihnachtszeit ist männliches Fluchtverhalten aus den Küchen zu beobachten. Männer haben es nicht so mit Mehl und Eiern, Waage und losen Rezepten, die in Büchern gesammelt werden.
Teigig. In der Vorweihnachtszeit ist männliches Fluchtverhalten aus den Küchen zu beobachten. Männer haben es nicht so mit Mehl und Eiern, Waage und losen Rezepten, die in Büchern gesammelt werden.(c) BilderBox
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Wir eroberten die Küchen wie Donald Trump das Weiße Haus, aber beim Backen geht uns Männern der Schmäh aus. Warum?

Der Kochlöffel ist mächtiger als das Schwert. Es war deshalb notwendig, dass wir ihn an uns reißen – um zu überleben. Wer allein haust, kann sich unmöglich in Abhängigkeit von Pizzadiensten und gefrorenen Abfällen aus dem Supermarktregal begeben. Daran geht sogar Chuck Norris zugrunde, der bekanntlich den Sessel heben kann, auf dem er sitzt. Und wer in einer Partnerschaft jedweder Art lebt, muss erst recht darauf schauen, dass er die Lufthoheit am wichtigsten Ort der Wohnstatt erringt. Das ist nicht etwa das Schlafzimmer oder die Couch vor dem Fernseher – unsere Failed States, dort hat man uns schon die Hosen ausgezogen –, sondern die Küche. Nur wer dort kundig ist, das Terrain kennt und die Techniken beherrscht, darf mitbestimmen, was später auf dem Tisch steht und was nicht (und kann nebenbei unbehelligt ein paar Gläser vor dem Essen picheln).

Im Großen und Ganzen ist dieser Feldzug unblutig verlaufen. Unsere Frauen, die alles anders machen wollen als ihre Mütter, sind meist kampflos gewichen. Männer am Herd sind keine Witzfiguren mehr, sondern lassen das Beste erhoffen. Auf der Strecke geblieben sind nur Hirnis, die es für maskulinen Charme halten, sich in der Küche patschert anzustellen. Ihnen sei gesagt: Eindruck macht, bei wem das Zwiebelschneiden zackzackzackzackzackzack geht, und es ist übrigens nicht ehrenrührig, sich dann und wann zu schneiden und aufs Brett zu bluten. Jeder Topkoch hat Pflaster auf den Fingern.

Wenn es aber ums Backen geht, haben Männer Kekse auf den Augen. Sie verhalten sich wie kleine Kinder, denen man allenfalls eine Rührschüssel oder einen Nudelwalker in die Hand drücken kann, weil simple mechanische Hilfsdienste den Schaden noch am geringsten halten. Oder sie treten gleich die Flucht an, speziell in der vorweihnachtlichen Zeit. Was blamabel ist, aber nicht schwer zu erklären. Aus hauptsächlich drei Gründen backen es Männer einfach nicht.

Honchos am Herd. Erstens: Kuchen, Torten und Kekse sind in aller Regel fleischlos. Das ist für die meisten Honchos am Herd ein Problem. Blutige Stücke von Tieren, die wir eigenhändig (im Geschäft) erlegt haben, haben uns erst zur Feuerstelle gelockt. Fleisch fasziniert uns Höhlenmenschen, weshalb wir im Idealfall alles andere einfach weglassen (man nennt das dann Grillen).

Zweitens: Backen braucht Rezepte. Mit Bauchgefühl und im Zweifelsfall einem Schuss Tabasco wird das nix mit dem Teig. Präzision ist gefragt. Das geschriebene Rezept ist aber die einzige Zutat, auf die Männer, die sich in der Küche ja für Künstlernaturen halten, allergisch sind. Man liest ja auch keine Betriebsanleitungen für technische Geräte oder fragt jemanden nach dem Weg. Sicher nicht!
Der dritte Grund ist weiblich. Frauen behindern unsere Entwicklung zum Heimpatissier subtil, aber nach Kräften. Sie weihen uns nicht in die Geheimnisse von Förmchen, Sprudler und Waage ein. Den krönenden Abschluss eines großen Gerichts behalten sie sich selbst vor. Weil Frauen eben das letzte Wort haben.

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