Bettelbrot und Götterspeise

Objekt. Das Layout betont die Objekthaftigkeit der alten Bücher.
Objekt. Das Layout betont die Objekthaftigkeit der alten Bücher.(c) Hans Hansen
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Küchengeschichte, höchst persönlich: handgeschriebene Kochbücher aus drei Jahrhunderten.

Wilhemine Wenckenbach und ihre Pfeffernüsse. Bertha Boehringer und ihr mit Schupfnudeln bekochter Gatte Gottwalt Emil Karo. Rosalia Diernhofer mit ihren eingekochten Ågråseln und Schmarrnpasteten. Wer ein Faible für kraftvolle alte Namen und wortgewaltige Küchengeschichte hat, wird in dem Sammelband „Kochtagebücher“ ein packendes und nachhaltig berührendes Kompendium sehen. Peter Breuer hat für diesen Bildband 15 Exemplare aus seiner Sammlung handgeschriebener Kochbücher ausgewählt; 75 solcher Zeitdokumente zwischen 1781 und 1957 hat er in Antiquariaten, in Nachlässen oder bei Onlineauktionen gefunden. Breuer liest diese „Kladden“, wie er sie nennt, nicht nur als Rezeptbände, sondern auch als Tagebücher: Sie erzählen von Kargheit in Kriegszeiten wie auch von Hühnerreichtum (24 Eier in der Schwarzbrottorte) und Leichenschmausen (mittels gezeichneter Tischordnungen), und genauso wissen sie durch plötzliche Schlampigkeit in der Schrift von Hektik und Erntezeit zu berichten.

(c) Hans Hansen

Fotograf Hans Hansen hat die Einzelstücke mit all ihren Gebrauchsspuren als prachtvolle Objekte in Szene gesetzt. Da sieht man an den Rand einer Seite gekritzelte Notizen, Einkaufszettel und kinderhandgezeichnete Muttertagskarten, die als Lesezeichen dienen, entdeckt Tintenkleckse, Fettflecken, Brandlöcher.

„Das nöthige Mehl.“ Die Bücher zeigen auch, wie sehr das tägliche Kochen den Alltag der Autorinnen dominiert hat, wie Peter Breuer erzählt: „Sie notieren keine Selbstverständlichkeiten, jede von ihnen beherrscht die nötigen Handgriffe.“ Und: „Ihre Sicherheit beim Kochen schlägt sich auch in den Texten nieder. Lakonisch steht dort als Mengenangabe für einen Teig: ,und gibt das nöthige Mehl hinzu‘.“ Die Kochanleitungen sind meist plastisch und direkt formuliert. „Pflaumig“ soll eine Mischung vom Löffel tropfen, „anschlucken“ möge ein Brot das Schmalz von daraufgelegten gebackenen Grießknöpfen. Und Rezepte finden sich nicht nur für Essbares. Sondern auch für eine „sehr gute Nervensalbe“ oder eine Krampftinktur für Rindsviecher.

Buchtipp. Peter Breuer: „Kochtagebücher“, Greenpeace Magazin Edition, 48,50 Euro.  Euro.
Buchtipp. Peter Breuer: „Kochtagebücher“, Greenpeace Magazin Edition, 48,50 Euro. Euro.(c) Hans Hansen

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