Unsere Spezialität des Tages: Kalorien

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Symbolbild. (c) imago/Winfried Rothermel (Winfried Rothermel)
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Lokale in den USA müssen ab Mai die Kalorien ihrer Speisen angeben. In Österreich noch undenkbar.

Das Gesetz wurde noch unter Barack Obama beschlossen, und Donald Trump hat es trotzdem nicht verhindert. Ab 1. Mai 2018 müssen alle Restaurants und Imbisse in den USA die Kalorien ihrer Gerichte in der Speisekarte angeben. Mit dieser Regulierung will der Staat etwas gegen das steigende Übergewicht in der Bevölkerung tun. Die obligatorische Kalorienangabe gilt auch für Supermärkte und Tankstellen mit gastronomischen Angeboten, also Speisen zum Sofortverzehr. Ebenso betroffen sind Pizzalieferdienste und andere Anbieter, die fertig zubereitete Speisen an die Haustür bringen. Die Kalorienangaben sind als Warnung vor dem Verzehr dick machender Speisen gedacht.

Die Nahrungsmittelbehörde FDA veröffentlichte Anfang November präzise Richtlinien dazu, wo und auf welche Weise die Kalorienangaben zu machen sind. Der Behördenvertreter Scott Gottlieb betonte, dass inzwischen immer mehr US-Bürger auf ihre Gesundheit zu achten versuchten. Wenn den Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werde, gut informierte Entscheidungen über ihre Ernährung zu treffen, könne dies ihre Lebensqualität verbessern und „Leben retten“.

„Tod der gesunden Küche“

Könnte diese Regelung auch bald in Österreich Anwendung finden? Gastronomieexperten glauben – derzeit – nicht so recht daran. „Das ist in der Praxis unmöglich“, sagte etwa Mario Pulker, der Bundesobmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer, vergangene Woche gegenüber der Austria Presse Agentur. „Das wäre der Tod der gesunden, frischen und regionalen Küche.“ In den USA sei die Gastronomie von Restaurantketten beherrscht, meist handle es sich um Fast-Food-Lokale, bei denen die Mengenangaben immer gleich seien. „Da ist eine Kalorienangabe leicht umsetzbar. Österreich hat im Gegensatz dazu eine vielfältige und starke Gastronomie, bei der die Portionen nie gleich sind, wenn frisch gekocht wird“, so Pulker. „Es geht einfach nicht. Dazu müssten jede Portion Risotto oder jeder Fisch industrialisiert sein. Das wollen die Leute nicht.“

In Pulkers Betriebs in der Wachau seien die Gäste überhaupt nicht daran interessiert, wie viele Kalorien im Essen seien. „Wenn einer gesundheitsbewusst ist, dann bestellt er dementsprechend.“ Schon die Allergenverordnung habe die Leute verärgert. Mittlerweile hat sie sich aber durchgesetzt und findet sich selbstverständlich auf allen Speisekarten des Landes.

Die Angabe von Kalorien in der Gastronomie war schon 2014 auf EU-Ebene im Rahmen der Lebensmittelinformationsverordnung im Gespräch, ist aber aufgrund der schwierigen Umsetzbarkeit wieder verworfen worden. Verpflichtend sind die Angaben von Kalorien in der Lebensmittelindustrie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2017)

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