ChocoMe: Ein gutes Händchen

(c) Beigestellt
  • Drucken

Gábor Mészáros gewinnt mit seinen Kreationen regelmäßig internationale Preise. Ein Besuch in der Schokoladenmanufaktur von ChocoMe in Budapest.

Krisen können manchmal auch etwas Positives haben. Als Gábor Mészáros während der Wirtschaftskrise seinen Arbeitsplatz verlor, fasste er einen kühnen Entschluss: Ganz von vorn anfangen und seinen Kindheitstraum verwirklichen. „Die meisten hielten meine Idee für total verrückt und unrealistisch“, erinnert sich der Autodidakt, „aber ich wollte das für mich selbst machen.“ In Belgien besuchte er die Akademie für Chocolatiers und kehrte mit Diplom zurück. Damals machte er noch alles selbst: „Es war eine One-Man-Show, ich habe die Kakaomasse angerührt, die Tafeln bestreut, verpackt und hinterher geputzt.“ Auf einem Festival in Budapest 2010 verkaufte er dann an einem Tag 400 Tafeln, seinen gesamten Warenbestand, „da wusste ich, dass die Idee funktionieren würde“.

Prämierte Köstlichkeiten. Seit 2014 werden ChocoMe-Kreationen bei den International Chocolate Awards regelmäßig unter die Top drei gewählt. Zuletzt wurde in der Kategorie „Weiße Schokolade weltweit“ die „Entrée“-Tafel aus blonder Schokolade mit äthiopischem Yirga-Kaffee, gefriergetrocknetem Karamell und Piemont-Haselnüssen mit der Bronzemedaille ausgezeichnet. Außerdem wurde eine Kreation aus der „Raffinée“-Serie unter die 50 besten Lebensmittel der Welt gewählt. Gábor Mészáros ist Perfektionist. Der leidenschaftliche Chocolatier kennt den Herkunftsort jeder Zutat, weiß alles über Geschmack und Verarbeitungswege und ist in den Herstellungsprozess genauso involviert wie in Marketing und Vertrieb. Wenn Gábor Mészáros über die Zutaten seiner Kreationen spricht, leuchten seine Augen. „Wie alle Haubenlokale verwenden wir nur Piemont-Haselnüsse, sie kommen direkt vom Bauern und werden nach unseren Wünschen geröstet, ihr Geschmack ist daher einzigartig,“ erklärt er im kleinen Lager der Manufaktur, „die Mandeln stammen aus Avola in Sizilien, durch die dortige kalziumreiche Erde enthalten sie weniger Öl und sind flacher.“ Die Früchte, mit denen weiße, blonde, dunkle und Milchschokoladen von Hand bestreut werden, sind gefriergetrocknet, ohne jegliche Zusatzstoffe, so bleiben der Geschmack, die natürliche Farbe und die Vitamine erhalten. Auf dem kleinen Areal mit Manufaktur, Lager, Büro und Showroom beschäftigt ChocoMe etwa 35 Personen. Das Gebäude befindet sich im 13. Bezirk von Budapest, in den sich selten Touristen verirren. Früher gehörte es einer Autowerkstatt.

In familiärem Arbeitsklima werden hier die Bestellungen frisch produziert und innerhalb von einem Tag versendet. Für die Belegschaft gilt: Naschen erlaubt. „Wir verwenden ausschließlich Kakaobutter und niemals Palmöl, obwohl das zehnmal billiger wäre.“ Der Geschmack hat oberste Priorität, der Preis ist Nebensache. Während das Management eines Unternehmens normalerweise erst den Verkaufspreis für ein neues Produkt festlegt und diesem dann Zutaten und Herstellung angepasst werden, errechnet der ChocoMe-Gründer die Kosten für ein Produkt erst nach Ende des Entwicklungsprozesses, so wird zu keinem Zeitpunkt bei der Qualität eingespart. „Deshalb ist Schokolade aus Massenware oft so süß, weil Zucker die billigste Zutat ist.“ Für seine neueste Kreation ist der Chocolatier viel gereist. In der Karibik hat er Kakaobohnen selbst geerntet und den Fermentations-, Trocknungs- und Röstungsprozess von den Kakaobauern direkt erlernt. In Zusammenarbeit mit einem französischen Kakaolabor wurde das Aromaprofil für die neue Produktserie mit Namen „Délice“ erstellt und Bohnen aus Peru und der Dominikanischen Republik gewählt. „Dieses Schokoladenrezept drückt für mich aus, wofür ChocoMe steht: absolute Besonderheit und Perfektion.“

International vernetzt. Transparenz wird bei ChocoMe großgeschrieben, sogar über den Stundenlohn der Arbeiter gibt man gern Auskunft. Und auch innerhalb der Schokoszene ist Gábor Mészáros gut vernetzt und immer offen für Kooperationen. Der größte Absatzmarkt für ChocoMe ist Russland, gefolgt von den skandinavischen Ländern. In Österreich nimmt man die Produkte nur zögerlich an, weil sie den Händlern zu teuer erscheinen und man hierzulande momentan stark auf Regionalität setzt. Ungarn assoziiert der Westen zudem nicht mit preisgekrönter Schokolade, obwohl die Stadt Budapest im Food Business ein gutes Image pflegt. Die Kakaomasse, die ChocoMe verarbeitet, stammt von dem renommierten Hersteller Valrhona. Man möchte aber bald auch diese selbst herstellen. „Bean to Bar“ ist momentan auf internationalen Messen sehr gefragt. „Ich denke, in zwei Jahren sind wir so weit“, zuvor stehen aber noch Reisen nach Nicaragua und Honduras an. „Ich bin immer auf der Suche nach dem Besten vom Besten.“

Tipp

„Chocome verschenken“ Ausgesuchte Produkte sind zum Beispiel erhältlich bei Billa Corso in Wien, I., Neuer Markt 17; Das gesamte Sortiment ist online bestellbar www.chocome.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.